Beruflicher Aus- und Wiedereinstieg: Herausforderungen und Perspektiven
Damit ein vorübergehender Ausstieg aus dem Berufsleben und der spätere Wiedereinstieg gut gelingen, ist eine frühzeitige und sorgfältige Planung erforderlich. Dabei müssen rechtliche, finanzielle und organisatorische Aspekte berücksichtigt sowie persönliche und berufliche Ziele miteinander verbunden werden. Fachstellen bieten Unterstützung. von Petra Wyss
Häufig sind es familiäre Verpflichtungen, wie die Kinderbetreuung oder die Pflege von Angehörigen, die zu einem vorübergehenden Ausstieg aus dem Beruf veranlassen. Wer sich gut informiert, organisiert und Unterstützungsangebote nutzt, schafft gute Voraussetzungen dafür.
Vorübergehenden Ausstieg planen
Für die Planung des Ausstiegs ist es angezeigt, den Arbeitsvertrag und die Arbeitsbedingungen genau zu prüfen und ein Gespräch mit dem Arbeitgeber zu führen. Sofern bereits möglich, sollten der Zeitpunkt und die Art des Wiedereinstiegs bereits festgelegt werden.
Vor dem Berufsausstieg ist es ratsam, dass die Auswirkungen auf Sozialversicherungen, das heisst die Alters- und Hinterlassenenversicherung, Arbeitslosenversicherung und Pensionskasse geklärt werden. Bei einer längeren Arbeitsunterbrechung kann es empfehlenswert sein, freiwillige Beiträge zu leisten, um Lücken bei der Altersvorsorge zu vermeiden. Auch eine gute finanzielle Absicherung während der Auszeit ist wichtig. Eventuell gibt es Anspruch auf Erwerbsersatz (z. B. bei Mutterschaft oder Militärdienst), andernfalls sollten das Einkommen und vorhandene Ersparnisse entsprechend kalkuliert werden.
Um nicht den Anschluss zur Arbeitswelt zu verlieren, ist es wertvoll, Netzwerke und Kontakte im Berufsfeld auch während der Auszeit aktiv zu pflegen. Zudem kann es auch sinnvoll sein, Weiterbildungen zu absolvieren, um die Fachkenntnisse für den Wiedereinstieg aktuell zu halten. Es lohnt sich, Trends und Entwicklungen zu verfolgen sowie Jobangebote und Anforderungen zu studieren, um gut auf den Wiedereinstieg vorbereitet zu sein.
Tipps für den Wiedereinstieg
Der Wiedereinstieg kann Zeit benötigen, deshalb sind Geduld, Ausdauer und eine positive Einstellung wichtig. Wer einen längeren Berufsausstieg hatte, tut gut daran, eine Standortbestimmung vorzunehmen und die Arbeitsmarktfähigkeit zu prüfen. Dabei geht es darum, die eigenen Interessen und Kompetenzen, Einstellungen, Erwartungen, Werte und Ziele zu kennen. Es ist hilfreich, eine entsprechende Liste zusammenzustellen. Dazu gehören abgeschlossene Ausbildungen, Berufserfahrung aber auch ausserberufliche Erfahrungen und Interessen.
Nach längeren beruflichen Pausen kann sich der eigene Beruf verändert haben. Wiedereinsteigende fragen sich allenfalls, ob sie an ihrem ursprünglichen Beruf anknüpfen oder einen Neuanfang wagen sollen. Zahlreiche Bildungsinstitutionen bieten Kurse und Lehrgänge an, um Fachwissen aufzufrischen oder neue Qualifikationen zu erwerben. Vorgängig gilt es zu klären, wie viel Zeit und Geld in den Wiedereinstieg investiert werden kann.
Bei einem Wiedereinstieg muss oft der Alltag neu organisiert werden. Dabei stellt sich die Frage, welche Art von Arbeit sowie Arbeitszeit realistisch beziehungsweise wünschenswert sind und wie sich Arbeit, Familie und weitere Verpflichtungen optimal vereinbaren lassen. Die Möglichkeiten und Bedingungen dafür sollten mit dem Arbeitgeber besprochen und abgemacht werden.
Unterstützung bei Ausstieg und Rückkehr
Fachstellen bieten Beratung und Unterstützung. Auch im privaten Umfeld kann es hilfreich sein, Familie und Freundeskreis frühzeitig einzubeziehen und Unterstützung zu organisieren.
- Anlaufstelle für Fragen zur Erwerbslosigkeit sind die Regionalen Arbeitsvermittlungszentren: www.kiga.gr.ch.
- Betreffend Sozialversicherungen informiert die Sozialversicherungsanstalt Graubünden www.sva.gr.ch.
- Die Fachstelle UND berät betreffend Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben: www.fachstelle-und.ch.
- Das Beratungszentrum Graubünden bietet Beratung in den Bereichen Beruf, Familie und Finanzen:
www.beratungszentrum-gr.ch.
- Die Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung unterstützt bei der Klärung von Fähigkeiten und Interessen; bei der Suche nach Tätigkeitsfeldern und Weiterbildungen; beim Erstellen von Bewerbungsdossiers sowie bei der Planung des Wiedereinstiegs:
www.berufsbildung.gr.ch.
* Petra Wyss ist Abteilungsleiterin Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung beim Amt für Berufsbildung Graubünden.