von Alexander Villiger, Leiter Personal der Graubündner Kantonalbank
Die digitale Transformation verändert nicht nur Geschäftsmodelle, Prozesse und Dienstleistungen, sondern auch den Arbeitsmarkt sowie die Art und Weise der Zusammenarbeit in Unternehmen. So sorgt auf der einen Seite der Substitutionseffekt dafür, dass der technologische Fortschritt und mächtiger werdende Systeme repetitive Funktionen zusehends automatisieren und ersetzen.
Auf der anderen Seite führt der Komplementäreffekt zu neuen Berufsbildern mit erhöhten Anforderungen. Diese Berufsbilder sind teilweise erst im Entstehen, aber von den Unternehmen dennoch bereits in hohem Masse gefragt.
Ziel der neu gestalteten Weiterbildungsinitiative ist es, in Graubünden eine grosse Anzahl von Mitarbeitenden für die Anforderungen des künftigen Arbeitsmarktes fit zu machen, dadurch Arbeitslosigkeit zu verhindern sowie einen Arbeitsmarkt 4.0 zu entwickeln. Vom neuen Weiterbildungsangebot können in Graubünden seit Kurzem Mitarbeitende und Unternehmen aller Branchen profitieren.
Die Geschäftsmodelle der digitalen Anbieter orientieren sich nicht mehr an der Pflege einer auf bestehenden Produkten basierenden Marke, sondern an der permanenten Innovation. Basis dieses Wertschöpfungsmodells bilden die Kreativität, die Kompetenzen und das Engagement der Mitarbeitenden. Dies lenkt die Aufmerksamkeit der Unternehmen stärker auf die Aus- und Weiterbildung ihrer Arbeitskräfte. Denn der demografische Einbruch und die Abwanderung von Talenten in wirtschaftsstärkere Zentren sorgen in Randregionen für einen akuten Fachkräftemangel. Und so bleibt beispielsweise Firmen in Graubünden – mit ihren ausgetrockneten Arbeitsmärkten – nur eine Chance: die erforderlichen Kompetenzen und Profile in ihrer bestehenden Belegschaft und Gegend selber zu entwickeln.
Ein zweistufiges Zertifikatsprogramm – getragen von der Fachhochschule Graubünden in Kooperation mit diversen anderen Partnern – trägt dieser Entwicklung Rechnung. Die beiden Weiterbildungszertifikate richten sich an Mitarbeitende aller Branchen, mit oder ohne Weiterbildung, die ihr Wissen auf kompakte Weise (sechs mal drei Tage je Zertifikat) auf den neusten Stand bringen und sich auf die Zukunft vorbereiten wollen.
Im Lehrgang 1 erarbeiten sich die Teilnehmenden die betriebswirtschaftlichen Grundlagen des General Managements. Ziel: Die Absolventinnen und Absolventen dieses Basislehrgangs gewinnen einen Überblick über den aktuellen Stand moderner Unternehmensführung in den Disziplinen strategisches Management, Leadership, Marketing, finanzielle Führung, Organisationslehre sowie Prozess und Projekt Management. Der Leistungsnachweis dieses Lehrgangs erfolgt in Form eines Praxisfalls, anhand dessen das neu erlangte Verständnis in den sechs Disziplinen vernetzt angewandt und schliesslich vor einer Jury dargelegt wird.
Im Lehrgang 2 wird ein umfassendes Verständnis der für die digitale Transformation relevanten Grundlagen erarbeitet. Hier wird für die Zukunft unverzichtbares Wissen angeeignet, insbesondere in den Themen technologische Trends und Plattformen, digitale Prozesse und Geschäftsmodelle, agile Arbeitsmethoden oder Führung in der Arbeitswelt 4.0.
Durch diese praxisorientierte, berufsbegleitende Weiterbildung erhöhen sich für die Absolventinnen und Absolventen der beiden Lehrgänge die internen und externen Arbeitsmarktfähigkeiten. Gleichzeitig erhalten sie Zugang zum tertiären Weiterbildungssektor. Mit dieser branchenübergreifenden Weiterbildungsinitiative leisten die involvierten Partner einen Beitrag zur Sicherstellung der im Arbeitsmarkt Graubünden benötigten und gesuchten Mint-Berufe (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technologie).
Bild: zVg