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Architekten und Bauingenieurinnen ziehen am gleichen Strick

Veröffentlicht am 21.11.2016
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Die Uraufgabe der Bauingenieurinnen und der Architekten heisst Bauen, Räume und Infrastrukturen schaffen und gestalten, dazu die Konstruktionen entwickeln. Sie bestimmen Materialien und Dimensionen und definieren Bauprozesse, und zusätzlich sind sie noch Treuhänder des Bauherrn.
von Christian Auer

Architekten und Architektinnen sind als Generalisten hauptsächlich mit Hochbauten beschäftigt. Sie entwerfen, planen, konstruieren und bauen und prägen damit unsere gebaute Umwelt. Als Fachpersonen für die Gestaltung von Objekten und Räumen geht die Arbeit aber weit über das einzelne Haus hinaus – nämlich in die Städteplanung, die Raumplanung, die Landschaftsarchitektur. Bauingenieurinnen und Bauingenieure sind die Spezialistinnen und Spezialisten für die Bauwerke des Hoch-, Verkehrs-, Tief- und Wasserbaus. Sie befassen sich mit der Konzeption, dem Entwurf, der Planung, der Herstellung und dem Betrieb dieser Bauwerke. Als Spezialistinnen und Spezialisten des Bauwesens reicht ihr Arbeitsfeld in viele weitere Fachgebiete: den Umweltschutz, den Lärmschutz, Gewässer- und Bodenschutz u.a.
 
Komplexe Aufgaben im Teamwork
Heute hat sich die Arbeitsteilung bei der Führung von Bauaufgaben so etabliert, dass bei Hochbauten die Architektin oder der Architekt alles entwirft und plant, dass aber die Bauingenieurin oder der Bauingenieur die fachliche Führung bei allen statisch relevanten Bauteilen übernimmt. Umgekehrt leiten die Bauingenieure die Bauwerke der Infrastrukturen und des Tiefbaus. Und auch da helfen die Architekten dort, wo die Ingenieurbauwerke sichtbar werden und dazu gestaltet sein sollen, z. B. beim anspruchsvollen Brückenbau. Die komplexen Bauaufgaben von heute führen Architekten und Bauingenieurinnen immer mehr zusammen. So könnte ein Architekt glauben, die Arbeit sei getan, nachdem der Entwurf alle Wünsche des Bauherrn oder der Bauherrin erfüllt, die Behörde die Bewilligung zum Bau erteilt hat, die Finanzierung gesichert ist und ihre bzw. seine gestalterischen Visionen erkennbar werden.
Doch da ist noch eine «Kleinigkeit»: Das Bauwerk soll auch so konstruiert und dimensioniert sein, dass die Anforderungen an die Lebensdauer bezüglich Statik, Wind- und Schneelasten, Erdbeben und Naturgefahren erfüllt sind. Aufgaben, die von Bauingenieuren geleistet werden. Damit diese Arbeitsteilung funktionieren kann, ist es unerlässlich, dass Architekten und Bauingenieure im Planungs- oder sogar im Entwurfsprozess so früh als möglich zusammenarbeiten, -denken und -entwickeln. Es ist kaum ein Geheimnis, dass besonders erfolgreiche Architekten sich den Bauingenieur am besten gleich ins Büro holen und dass die gefragtesten Bauingenieurinnen und -ingenieure ihre Projekte zusammen mit Architekten entwerfen – im Idealfall haben sie gar eine Ausbildung in Architektur und im Bauingenieurwesen. So ist das Siegerteam im Wettbewerb um die zweite Hinterrheinbrücke Reichenau ein internationales Team, das sich aus Bauingenieurinnen und Architekten aus London, Kopenhagen und Zürich zusammensetzt.
 
Zusammenarbeit bringt Erfolg
Der Neubau der Jakobsbahn in Davos und die markanten, rot gezeichneten Stationsgebäude der Luftseilbahn konnten  nur dank der guten Zusammenarbeit des Architekturbüros Maurus Frei Architekten mit dem Bauingenieurbüro Caprez AG sowie der Bauausführung mit den Architektinnen und Architekten der Implenia AG in so kurzer Bauzeit realisiert werden. Diese Beispiele zeigen auf, wie wichtig eine enge Zusammenarbeit sowie ein Verständnis für die jeweiligen Fachgebiete für den Bauerfolg sind.
 
Christian Auer ist Studienleiter am Institut für Bauen im alpinen Raum (Ibar) der Hochschule für Technik und Wirtschaft HTW Chur.
 
Studiengänge Architektur und Bauingenieurwesen der HTW Chur
Die Hochschule für Technik und Wirtschaft HTW Chur ist schweizweit die einzige Fachhochschule, die Architekten und Bauingenieurinnen gezielt interdisziplinär ausbildet. Sie vergibt dafür die beiden Titel Bachelor of Arts FHO in Architektur und Bachelor of Science FHO in Civil Engineering. Die Forschungs-erfahrungen des Instituts für Bauen im alpinen Raum (Ibar) fliessen unmittelbar ins Studium und formen die Studierenden zu Spezialistinnen und Spezialisten im Bauen in den Bergen.