In Zeiten von LinkedIn-Profilen, One-Click-Bewerbungen und KI-generierten Lebensläufen stellt sich zunehmend die Frage: Braucht es das klassische Motivationsschreiben überhaupt noch? Oder ist es ein Relikt vergangener Bewerbungsprozesse?
Die Meinungen gehen auseinander. Während einige Unternehmen weiterhin Wert auf ein persönliches Schreiben legen, verzichten andere bewusst darauf – aus Zeitgründen oder weil sie glauben, dass der Lebenslauf ausreicht. Doch wo stehen wir heute wirklich?
von Mirjana Ceak
Zwischen Pflicht und Kür
Für viele Bewerber:innen ist das Motivationsschreiben vor allem eines: mühsam. Es braucht Zeit, Recherche und Formulierungsvermögen. Und oft bleibt die Unsicherheit, ob es überhaupt gelesen wird. Trotzdem kann es einen entscheidenden Unterschied machen – insbesondere bei Positionen, auf die viele ähnlich qualifizierte Menschen sich bewerben.
Ein gut geschriebenes Motivationsschreiben zeigt:
- Echtes Interesse am Unternehmen
- Individuelle Beweggründe für die Bewerbung
- Persönlichkeit und Werte
- Soft Skills und Motivation, die aus dem Lebenslauf allein nicht ersichtlich sind
Gerade für Quereinsteiger:innen, Berufseinsteiger:innen oder Bewerber:innen mit untypischem Werdegang kann das Schreiben die entscheidende Brücke schlagen.
Der Wandel in der Praxis
Immer mehr Unternehmen stellen ihre Bewerbungsprozesse um: standardisierte Online-Formulare, Wegfall des Motivationsschreibens, Bewerbung per Smartphone. Doch das bedeutet nicht automatisch, dass die Motivation keine Rolle mehr spielt – sie wird nur anders eingefordert.
Statt in einem formellen Schreiben wird sie in kurzen Freitextfeldern, Videobotschaften oder im Vorstellungsgespräch abgefragt. Das Ziel bleibt das gleiche: Warum willst du genau
diesen Job?
Fazit: Kein Muss, aber eine Chance
Das klassische Motivationsschreiben ist im Wandel – aber nicht bedeutungslos. Wer sich die Mühe macht, kann positiv auffallen. Gerade in der Südostschweiz, wo viele Betriebe familiär und persönlich geführt werden, zählt die Authentizität. Ein durchdachtes Schreiben kann Türen öffnen.
Tipp: Wenn ein Motivationsschreiben verlangt wird – nutze die Gelegenheit! Vermeide Floskeln, sei konkret, persönlich und zeige, dass du dich mit dem Unternehmen auseinandergesetzt hast.
Wenn keines verlangt wird? Überlege trotzdem, ob du mit ein paar persönlichen Sätzen im Mail oder im Formular einen Mehrwert bieten kannst. Es könnte den entscheidenden Unterschied machen.