von Willi Bernhard, Professor an der Fernfachhochschule Schweiz, Experte für Digital Engineering
Für Unternehmen und Ausbildungsbetriebe sind Onlinemeetings via Skype, Microsoft-Teams, Zoom oder ähnliche Videoconferencing-Systeme kein Neuland mehr. Vermehrt setzen sie für die Aus- und Weiterbildung ihrer Mitarbeitenden auf digitales Lernen.
Um den Unterricht aus der Ferne erfolgreich durchzuführen, genügt es aber nicht, einfach Onlinemeetings abzuhalten und die gewohnte Präsenz in den digitalen Raum zu verlegen. Eine gründliche didaktische Planung ist für den Onlineunterricht noch elementarer als im Präsenzunterricht, denn die interaktiven Möglichkeiten wie Gruppenarbeiten müssen gut vorbereitet sein.
Genau wie im Präsenzunterricht auch steht der Studierende im Zentrum des Unterrichts. Sie oder er soll mit allen Beteiligten interagieren können. Die Wichtigkeit des sozialen Austauschs ist unbestritten, bestätigen Fachleute. Denn Menschen sind soziale Wesen, sie wollen sich persönlich treffen und gemeinsam lernen. Das muss man auch spüren und kultivieren können. Für den Aufbau eines nachhaltigen Netzwerks wird darum der unmittelbare Austausch zwischen den Beteiligten immer wichtiger sein als die Online-Interaktion.
Zur technischen Umsetzung von virtuellem Unterricht existieren eine Vielzahl von Tools. Einerseits gibt es Plattformen, auf denen das Unterrichtsmaterial hinterlegt und diskutiert werden kann. Andererseits stehen Videokonferenz- und digitale Kollaborations-Tools zur Verfügung. Für die Zusammenarbeit beispielsweise gibt es Präsentations-Software, elektronische Whiteboards, digitale Pinnwände sowie Anwendungen für Textkollaboration, die nach Bedarf ergänzend eingesetzt werden können.
Die Unterrichtsmethode «Flipped Classroom» bietet die Möglichkeit, Lerninhalte von zu Hause aus zu erarbeiten und diese im gemeinsamen Unterricht anzuwenden und zu vertiefen. Wie die Bezeichnung sagt, werden hier Stoffvermittlung und Stoffanwendung umgedreht. Die Studierenden erarbeiten den Lerninhalt mithilfe von Lern- und Erklärvideos sowie anderen digitalen Unterlagen selbstständig. Danach treffen sie sich im Onlineunterricht, um den Inhalt zusammen mit der Lehrperson anzuwenden, zu diskutieren und offene Fragen zu klären. Lernende müssen sich den Stoff also selbst aneignen, womit eine gewisse Disziplin verbunden ist. In diesem Prozess erfüllen ebenso die Lehrpersonen eine andere Rolle: Sie werden von Wissensvermittlern zu Lern-Coachs.
FFHS: «Blended Learning» und virtuelle Klasse
Die Fernfachhochschule Schweiz (FFHS) bietet alle Studiengänge im Modell «Blended Learning» an: 80 Prozent des Studiums können selbstständig mithilfe einer E-Learning-Plattform absolviert werden. 20 Prozent finden als Präsenzunterricht statt, wobei bis zum 1. November aufgrund der Coronakrise alle Klassen zu 100 Prozent online stattfinden. Über den Onlineunterricht hinaus bietet das Modell der virtuellen Klasse maximale Flexibilität. Im virtuellen Klassenzimmer nehmen sowohl Präsenz- als auch virtuelle Teilnehmer gleichzeitig am Unterricht teil.
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