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Führungsschwäche kostet viel Geld

Veröffentlicht am 29.04.2022
Führungsschwäche kostet viel Geld
Gründe, um seinen aktuellen Arbeitgebenden zu verlassen, gibt es viele. Ein gerne unterschätzter Grund für eine Kündigung ist die Führungsschwäche von Vorgesetzten. In einer veränderten Arbeitswelt gilt es, die Führung neu zu denken, um motivierte und fähige Mitarbeitende im Betrieb zu halten. Zumal Personalfluktuation viel Geld kostet. Oftmals fehlt den Unternehmen der nötige Mut, die Führungsqualität von Vorgesetzten zu hinterfragen.

von Claudio Cottiati, Bereichsleiter Einsatzprogramme beim Amt für Industrie, Gewerbe und Arbeit

Aktuelle Erhebungen zeigen, dass die häufigsten Kündigungsgründe in engem Zusammenhang mit der Führungsqualität stehen. Als Beispiel dienen die Resultate einer gross angelegten Umfrage aus dem Jahre 2018 zum Thema «Kündigungsgründe aus Sicht der Mitarbeitenden». 
Genannt werden u.a. das Nichteinhalten von gemachten Versprechungen während der Rekrutierungsgespräche, die fehlende Förderung und Perspektivenlosigkeit und eine ständige Überforderung. Weitere Gründe waren die unausgewogene Work-Life-Balance sowie die fehlende Wertschätzung seitens der Führungskraft.

Fluktuation kostet viel 

Zu Unstimmigkeiten mit einem führungsschwachen Vorgesetzten kommt es vorwiegend, wenn dieser Vorgesetzte wichtige Informationen zurückhält, Aufgaben nicht delegieren kann, eigene Mitarbeitende bei wichtigen Entscheidungen ignoriert. Weiter, wenn er keine, späte oder falsche Entscheidungen trifft, nicht auf ein mögliches Mobbing im Team reagiert und bei Konflikten zwischen Mitarbeitenden nicht sofort eingreift.
Führungsschwäche mündet über kurz oder lang darin, dass Mitarbeitende – auch top motivierte und gut qualifizierte – ein Unternehmen verlassen. Die dabei entstehenden Kosten sind immens. Bei jeder Kündigung entstehen Auslagen im Volumen eines vollen Jahresgehalts. Bei mehreren Kündigungen belaufen sich die Aufwendungen dann rasch auf mehrere Hunderttausend Franken. Know-how-Verlust, Unruhe und andere Folgen sind dabei nicht mal in die Kosten eingerechnet. 
Besonders teuer sind Kündigungen, wenn sie talentierte Mitarbeitende betreffen. Diese Personen sind bei Mitbewerbern ja ebenfalls sehr begehrt. Wichtig ist es, frühzeitig die Ursache – also die Führungsschwäche – anzugehen.

Die Führung neu denken

Kündigungsgründe seitens der Mitarbeitenden verdeutlichen ungeschönt, dass Führung einen sehr direkten Einfluss auf Mitarbeiterbindung oder -weggang hat. Nun ist es ja nicht so, dass in Bezug auf Führung nichts passieren würde. Viele Unternehmen investieren in Führungsseminare und nehmen sich des Themas an. Dennoch bleibt die Wirkung offensichtlich sehr bescheiden, weil die klassische Führungsausbildung heute längst nicht mehr ausreicht. 
Vielen Verantwortlichen in den Unternehmen fehlt es an Mut, Führung neu zu denken, Führung neu zu leben, Führung neu zu lernen. Die mangelnde Führungsqualität wird häufig tabuisiert. Wer erst einmal in der Führungsrolle ist, bleibt weitestgehend unantastbar. Da wird unangemessenes oder unsensibles Verhalten totgeschwiegen. Ganz besonders dann, wenn es sich bei der Führungskraft um eine Person mit hohem Fachwissen handelt. 
Führung wird nach wie vor wie zu Urzeiten gedacht. Was gestern funktionierte, sollte morgen auch noch klappen – so die trügerische Meinung. Der Paradigmenwechsel, also eine grundlegende Änderung in der globalisierten, vernetzten Welt, ist längst im Gange und wird dennoch häufig ignoriert. Dies leider auch in vielen Führungsseminaren.

Verständnis für Vorgesetzte zeigen

Trotz unbefriedigendem Führungsverhalten sollte man sich auch mal in die Lage eines Vorgesetzten/einer Vorgesetzten hineindenken sowie Mitgefühl und Verständnis zeigen. Denn Führungskräfte müssen verschiedenste Aufgaben gleichzeitig bewältigen und stehen oft unter enormen Druck. Es gilt, die Konzentration auf die positiven Seiten des Unternehmens zu lenken und darauf, was man auch als Mitarbeitende zu einer Verbesserung beitragen kann. Dem oder der Vorgesetzten Fehler vorzuwerfen, ist meistens die schlechteste Variante, die man wählen kann. Von einer Beschwerde bei einer hierarchisch höher gestellten Führungskraft sollte ebenfalls abgesehen werden, wenn man die Auswirkungen nicht klar abschätzen kann. 
Falls keine der Strategien im Umgang mit dem/der Vorgesetzten hilft, bleibt nichts anderes, als die Abteilung oder gar das Unternehmen zu verlassen. Die Führungskraft hält meistens die besseren Karten in den Händen.

Claudio Cottiati
Amt für Industrie, Gewerbe und Arbeit, Kasernenstrasse 1, 7000 Chur
Telefon +41 81 257 30 71, claudio.cottiati@kiga.gr.ch, www.kiga.gr.ch 

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