von Gianina Viglino-Caviezel, Geschäftsführerin der Hamilton Services AG und Finanzchefin der international tätigen Hamilton Gruppe. Sie hat im Bereich Nachhaltigkeitsmanagement an der Universität St. Gallen promoviert.
Klimawandel, steigender Ressourcenverbrauch, Wasserknappheit, soziales Ungleichgewicht oder geopolitische Spannungen – Nachhaltigkeit ist in aller Munde und das seit Jahren. Aus unternehmerischer Sicht ist es heute ein Muss, Nachhaltigkeit mit auf die Agenda zu nehmen – Kunden wollen es, die jüngeren Generationen fordern es und der Druck der Öffentlichkeit ist hoch. Doch trotz dieses über die Jahre gestiegenen unternehmerischen Engagements zugunsten einer nachhaltigeren Wirtschaftsweise ist der daraus entstehende Fortschritt nicht ausreichend, um die anstehenden Nachhaltigkeitsherausforderungen für diese oder gar die künftigen Generationen zu lösen. Es besteht folglich eine Diskrepanz zwischen dem aktuellen unternehmerischen Engagement und dessen wirksamem Beitrag zur Lösung der Nachhaltigkeitsherausforderungen.
Die Antwort auf die Frage nach dem Ursprung dieser Diskrepanz ist kaum einfach die Erhöhung des bisherigen Engagements. Viel mehr rückt der Effektivitätsfaktor ins Zentrum der Betrachtung und damit die Erkenntnis, dass Nachhaltigkeit heute zu wenig aus strategischer Sicht betrachtet und nur selten als unternehmerische Chance angesehen wird. Ein Paradigmenwechsel ist an dieser Stelle unerlässlich, da die bisherige Vorgehensweise nicht ausreichend dazu beitragen wird, die Diskrepanz zu lösen.
Der Schlüssel liegt also in der Effektivität, die für Wirksamkeit steht. Effektiv ist ein Engagement dann, wenn die grösstmögliche Wirkung erzielt wird. Und diese maximierte Wirkung kann erreicht werden, wenn ein Unternehmen sich auf seine Kernkompetenzen in Verbindung mit relevanten Themen konzentriert. Als Unternehmer tut man genau das tagtäglich. Man stellt sich die Frage: «Wie kann ich mit meinen Kompetenzen besser als meine Konkurrenz ein relevantes Thema für meine Kunden lösen und dadurch erfolgreich sein?» Mit diesem strategischen Fokus gilt es Nachhaltigkeit im Unternehmen anzugehen.
Heutzutage verlieren sich Unternehmen oft in einer Vielzahl von Nachhaltigkeitsthemen und verpassen dadurch die Chance, eine wesentliche positive Wirkung zu erzielen. Im Sinne der Effektivität nutzen Unternehmen ihre Kernkompetenzen, um Lösungen für den Kernkompetenzen naheliegende Nachhaltigkeitsherausforderungen zu entwickeln. Dieses Engagement ist ein integraler Bestandteil des Geschäftsmodells und somit ein Faktor für die Gewinnerzielung. Mit anderen Worten müssen Unternehmen sich an ihren Kern heranwagen, um dort eine Veränderung anzustossen. In der Konsequenz ist Nachhaltigkeit kein Zusatzthema mehr, sondern wird ganzheitlich im Sinne der Wirtschaftlichkeit betrachtet. Dadurch lässt sich sowohl der unternehmerische Erfolg als auch die nachhaltige Wirkung steigern und Herausforderungen können in Chancen umgewandelt werden.
Im Sinne des Planeten und der Gesellschaft, aber auch im Interesse der Unternehmen, sollte Nachhaltigkeit strategisch angegangen werden, um so den grösstmöglichen Effekt zu erzielen und die vorherrschende Diskrepanz schrittweise zu überbrücken.
Bild: 123rf