Die Digitalisierung macht vor keinem Tal halt – auch in Graubünden verändert sie die Art, wie wir arbeiten, kommunizieren und lernen.
Ob in der Hotellerie, im Gesundheitswesen, im Bau oder in der Verwaltung: Prozesse werden automatisiert, Daten werden zum entscheidenden Faktor – und neue Berufsbilder entstehen dort, wo bisher niemand sie vermutet hätte.
„Wir sehen, dass digitale Kompetenzen heute in fast jedem Job gefragt sind – vom Mechaniker bis zur Pflegefachfrau“, sagt Claudia Camenisch, Leiterin Berufsbildung bei der Wirtschaftskammer Graubünden.
Doch was bedeutet das konkret für Arbeitnehmende und Arbeitgeber in der Südostschweiz?
Drei zentrale Entwicklungen, die den Arbeitsmarkt prägen
1. Neue Berufsbilder entstehen, alte wandeln sich
Die Nachfrage nach IT-Fachleuten, Datenanalystinnen, Automatisierungstechnikerinnen oder digital versierten Marketern wächst stetig – auch in Regionen abseits der grossen Städte.
Gleichzeitig verändern sich traditionelle Berufe:
- Der Bauleiter arbeitet heute mit digitalen Baustellenmodellen (BIM).
- Pflegefachpersonen dokumentieren Leistungen digital.
- Tourismusbetriebe nutzen KI-gestützte Tools zur Gästekommunikation.
Es entstehen keine völlig „anderen“ Jobs – aber fast alle Berufe werden digitaler.
2. Weiterbildung wird zur Daueraufgabe
Laut einer Umfrage der Fachhochschule Graubünden (FHGR) sagen 78 % der regionalen Betriebe, dass Weiterbildung im Bereich Digitalisierung heute entscheidend ist.
Angebote wie die „Digital Skills Weeks“ oder Kurse an der ibW Höhere Fachschule Südostschweiz zeigen, dass lebenslanges Lernen nicht nur ein Schlagwort ist, sondern eine echte Notwendigkeit.
Wer seine digitalen Grundkenntnisse auffrischt – etwa in Office-Automatisierung, Datenanalyse oder Social Media – verbessert seine Chancen am regionalen Arbeitsmarkt deutlich.
3. Flexiblere Arbeitsformen verändern den Alltag
Homeoffice, Hybrid-Modelle, Coworking-Spaces – auch im Kanton Graubünden hat sich die Arbeitskultur verändert.
Unternehmen wie Hamilton Bonaduz, Repower oder Klinik Gut bieten heute flexible Arbeitsmodelle an, um Fachkräfte zu halten.
Auch kleine Betriebe ziehen nach – nicht zuletzt, um mit grösseren Arbeitgebern mithalten zu können.
„Für uns bedeutet Digitalisierung nicht nur neue Software, sondern auch eine neue Haltung gegenüber Arbeit“,
sagt Marco Good, HR-Verantwortlicher eines Bündner Industriebetriebs.
Chancen für Arbeitnehmende in der Südostschweiz
Die Digitalisierung eröffnet in vielen Bereichen neue Chancen und verändert traditionelle Berufsbilder.
Im
Tourismus und Gastgewerbe ermöglichen digitale Buchungssysteme, Online-Marketing und Social Media neue Wege, um Gäste zu gewinnen und zu betreuen – etwa durch Content-Manager in Hotels.
In der
Industrie und Technik führen Automatisierung, 3D-Druck und Robotik zu modernen Arbeitsfeldern, in denen technisches und digitales Know-how, wie bei Mechatronikern mit Datenverständnis, gefragt ist.
Das
Gesundheitswesen profitiert von eHealth, Telemedizin und digitalen Patientenakten, wodurch Pflegekräfte mit IT-Kompetenzen an Bedeutung gewinnen.
Auch in
Verwaltung und Bildung sorgt die Digitalisierung mit E-Government und digitalen Lehrmitteln für neue Aufgaben – beispielsweise für IT-Koordinatoren an Schulen oder Behörden.
Wer digitale Grundkenntnisse mit Fachwissen kombiniert, bleibt langfristig konkurrenzfähig.
Herausforderung: Fachkräftemangel trotz Automatisierung
Trotz aller Automatisierung bleibt der Mensch im Zentrum.
Viele Betriebe in der Region kämpfen mit dem
Fachkräftemangel – besonders im Gesundheitswesen, Handwerk und Tourismus.
Digitalisierung kann zwar Abläufe effizienter machen, aber sie ersetzt keine ausgebildeten Fachkräfte.
„Digitale Tools helfen uns, Routinen zu vereinfachen – aber sie schaffen auch neue Aufgaben“, s
o Sabine Janett, HR-Leiterin eines Hotels im Engadin.
Die Herausforderung: Mitarbeitende müssen laufend mitwachsen.
Was Betriebe jetzt tun können
- Digitale Weiterbildung fördern – kleine, praxisnahe Schulungen statt grosser Lehrgänge.
- Offenheit in der Kultur leben – Digitalisierung ist kein IT-Projekt, sondern ein Teamthema.
- Talente regional halten – flexible Arbeitsmodelle, moderne Infrastruktur, gute Weiterbildung.
- Kooperationen suchen – z. B. mit FHGR, ibW oder lokalen Start-ups.
Digitalisierung als Chance für die Region
Die Digitalisierung ist in Graubünden längst Realität – sie schafft neue Perspektiven für Betriebe und Arbeitnehmende, wenn man sie aktiv gestaltet.
Wer sich weiterbildet, offen bleibt und die Möglichkeiten nutzt, kann von ihr profitieren – und die Südostschweiz als attraktiven Arbeitsstandort mitgestalten.