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Neujahrsvorsätze – vorsätzlich zum Scheitern verurteilt?

Veröffentlicht am 20.01.2023
Ein neuer Vorsatz soll nie eine zusätzliche Verpflichtung in der Agenda sein.
Das neue Jahr ist exakt drei Wochen alt. Wie viele Vorsätze haben wir uns vorgenommen und wie viele bereits wieder gebrochen? Eine kurze Anleitung, Vorsätze richtig zu gestalten, um sie danach auf Dauer mit Freude und Stolz einhalten zu können. 

von Tony Brechbühl, Spezialist für Performance Management durch Selbstorganisation, Zeitmanagement, Leadership und Motivation

Es ist allen schon mal passiert – vielleicht gerade eben wieder. In einem Anflug von Selbsterkenntnis, Motivation und der Gelegenheit des Jahresbeginns hat man sich entschlossen, eigene störende Gewohnheiten abzulegen oder mit gewünschten Gewohnheiten zu beginnen. Der soziale Medienkonsum soll reduziert oder die voller Enthusiasmus eben erstandene neue Joggingausrüstung amortisiert werden. Häufig ist die Begeisterung aber bereits nach wenigen Wochen wieder verflogen. Aber warum ist das so und was kann man dagegen tun?
In jedem Kriminalfilm evaluiert das Ermittlungsteam Verdächtige anhand dreier Kriterien, die alle erfüllt sein müssen. Genauso verhält es sich, wenn man in seinem Leben Vorsätze umsetzen will – auch hier müssen dieselben drei Kriterien erfüllt sein.

Das Motiv und die Mittel

Das Motiv ist meist die geringste Herausforderung. Die Motivation, aus dem Wort Motiv hergeleitet, einen Vorsatz zu fassen, lässt sich in zwei Arten gliedern. Man möchte entweder mehr oder weniger von etwas. Zum Beispiel das Streben nach mehr Gesundheit, Freizeit, Wissen oder Energie beziehungsweise die Reduktion von Stress, Gewicht oder Ablenkung. Wird man nach dem Antrieb für den Vorsatz gefragt, fällt es einem zumeist sehr einfach, eine nachvollziehbare Begründung zu liefern.

Bei den Mitteln wird es bereits komplexer. Der korrekte Einsatz von Mitteln ist zwangsläufig an ein konkretes Ziel gebunden. Man kann nicht mit möglichst wenig Treibstoff möglichst weit fahren: Entweder fährt man mit fünf Litern Benzin möglichst weit oder man versucht, hundert Kilometer mit möglichst wenig Energieverbrauch zu bewältigen. Im Fall von Vorsätzen bestehen die Mittel voraussichtlich aus Energie, Kosten und Fähigkeiten, die man bereit ist in die Umsetzung zu investieren. Es ist also von grösster Bedeutung, seinen Vorsatz zu konkretisieren. 

Das Ziel «mehr Gesundheit» ist zu abstrakt und sollte unbedingt durch ein konkretes, smartes Ziel ersetzt werden. Man läuft ansonsten Gefahr, sehr schnell den zu allgemein gefassten Vorsatz desillusioniert fallen zu lassen. Denn es ist ein offenes Geheimnis, dass man sich besser verändert, wenn man sich gut fühlt, als wenn man sich von Gewissensbissen geplagt schlecht fühlt. Deshalb ist von einem Vorsatz, der alleine auf Disziplin beruht, dringend abzuraten. Es lohnt sich, Zeit zu investieren, um ein Ziel zu finden, das spezifisch, messbar, ambitioniert, relevant und terminiert ist (smartes Ziel). Nun ist es wesentlich einfacher, abschätzen zu können, ob man wirklich bereit ist, die benötigten Ressourcen in die Umsetzung des Vorsatzes zu investieren. Das Scheitern des Vorsatzes ist sonst die logische Folge und nicht die Ausnahme.

Die Sache mit der Gelegenheit

Ein häufig übersehener Grund für das Scheitern von Vorsätzen ist die Gelegenheit. Es lauern dabei zwei Gefahren: Das Ziel, jeden Tag joggen zu gehen, scheitert in der Regel weder an der Motivation noch an den Fähigkeiten, sondern daran, dass man keine Zeit dazu hat. Ein neuer Vorsatz sollte also nie eine zusätzliche Verpflichtung in der Agenda sein, sondern eine andere Tätigkeit ersetzen. Im Idealfall können sogar zwei Vorsätze miteinander kombiniert werden. Ist man bereit, Zeit in den Sozialen Medien zu «opfern», um Zeit für das Joggen freizuschaufeln?

Die zweite Falle lauert schlicht und einfach im Vergessen: Im Moment, wenn man Zeit hätte, denkt man nicht an den Vorsatz, ist abgelenkt und tut etwas anderes, weil die neue Tätigkeit noch nicht zur Alltagsroutine gehört. Der einfachste Weg zum Erfolg führt über das Andocken der neuen Beschäftigung an eine bestehende Routine. Will man am Abend joggen gehen, hängt man das frisch gewaschene Laufshirt in die Garderobe und zieht es sofort an, wenn man nach Hause kommt. So wird es wesentlich schwieriger, den Vorsatz zu vergessen, bis er zur Routine geworden ist.

www.tonybrechbuehl.ch

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