von Dr. Anita Hartmann, Schulleiterin der HWSGR und Fachvorsteherin der HF Betriebswirtschafter/-innen sowie Dozentin an der ibW Höhere Fachschule Südostschweiz in Chur
Gerade erst ist die AHV-Reform (AHV 21) mit einem knappen Mehr angenommen worden. Die Gleichstellung mit Alter 65 ist, nach langen Jahren der Diskussion, innerhalb der AHV verwirklicht worden. Flexibilitäten bzgl. früherem und späterem Ausscheiden aus dem Erwerbsleben sind innerhalb der AHV nun ermöglicht. So kann die Rente frühestens mit 63 bezogen oder bis 70 aufgeschoben werden. Eine Flexibilisierung gibt es neu auch mit der Möglichkeit einer Teilpensionierung. Zur Finanzierung wurde der Mehrwertssteuersatz erhöht.
Mit dieser Reform innerhalb der AHV ist es nicht getan. Weitere Reformen in AHV und der beruflichen Vorsorge sind notwendig. Die aktuelle BVG-Revision ist im Parlament hängig. Dabei sind Anpassungen in diesem System längst überfällig. Im BVG spart jeder für sich selbst an. Dies im Gegensatz zur AHV, wo die laufenden Renten durch die Beitragszahlungen der Arbeitnehmenden finanziert werden. Durch die aktuell zu hohen Umwandlungssätze im BVG wird das System des individuellen Ansparens jedoch unterhöhlt und die jüngeren Arbeitstätigen finanzieren aktuelle Rentenbezüger mit. Die Frage des Pensionsalters bleibt dank des sich erhöhenden Lebensalters in beiden Systemen aktuell.
Was wären Lösungen aus diesem Dilemma? Ganz einfach: Über das Rentenalter und Umwandlungssätze sollte nicht mehr mit Politikern und in Abstimmungen verhandelt werden müssen. Solche Parameter müssten «entpolitisiert» werden. Wieso schreibt das Gesetz aktuell einen Umwandlungssatz vor? Das Rentenalter müsste viel eher an die Lebenserwartung gekoppelt werden und somit käme es dann gar nicht mehr zum politischen Gerangel um die Höhe eines Umwandlungssatzes oder das Pensionsalter.
Frauen haben gemäss mehreren Erhebungen im Schnitt mit nur halb so hohen Renten wie Männer zu rechnen. Dies liegt nicht am Rentensystem selbst, sondern an der Berufsrealität und oftmals auch am gewählten Familienmodell. Da sich hier aber Veränderungen abzeichnen, werden in Zukunft auch vermehrt Männer von kleineren Renten betroffen sein, sofern nicht Revisionen greifen. Aktuell ist angedacht, dass der Koordinationsabzug gesenkt wird, was bedeuten würde, dass bereits tiefere Lohnbestandteile übers BVG versichert wären. Dies würde dann letztendlich zu höheren Renten führen. Hier könnte noch viel weiter gedacht werden und gleichzeitig neue Formen des Zusammenlebens berücksichtigt werden.
Im Erbrecht folgen auf den 1. Januar 2023 ebenfalls einige Anpassungen. Hier haben wir mehr Spielraum bei der Weitergabe unseres Vermögens. Das neue Erbrecht wird damit den wahrgewordenen Realitäten von Scheidungen, Patchwork-Familien und Konkubinaten gerechter. Es reduziert die Pflichtteile für Kinder und erhöht die Verfügungsfreiheit des Erblassers. Damit ist alternativen Beziehungs- und Familienformen besser Rechnung getragen.
Benjamin Franklin hatte zu all diesen Reformen und Gesetzesänderungen ein passendes Zitat: «Eine Investition in Wissen bietet immer noch die besten Zinsen». Sind Sie gerüstet für die Zukunft oder haben Sie Informationsbedarf zu diesen Themen? Ob beruflich der privat, ich kann Ihnen ganz im Sinne von Franklin eine Beratung, eine Weiterbildung oder ein Seminar zu diesen Themen ans Herz legen. Eine Investition, die sich auszahlt.
Infobox
Die ibW mit der Partnerschule HWSGR ist die grösste Weiterbildungsanbieterin in der Südostschweiz. Unsere Stärken sind Fachkompetenz, Spezialistenwissen und Praxisbezug. Über 600 Fach-, Führungs- und Personalspezialisten, welche in der Praxis tief verwurzelt sind, unterrichten in unseren verschiedenen Lehrgängen, Kursen und Seminaren. Viele verfügen über Erfahrung im Bereich Beratung, Coaching, Projektleitung und Consulting. Viele namhafte Firmen, Kleinunternehmen, Verwaltungen und Institutionen der Südostschweiz vertrauen auf unsere Bildungspartnerschaft.
Wer sich für eine der zahlreichen Weiterbildungen der ibW interessiert, kann sich gerne persönlich bei der ibW oder HWSGR beraten lassen, auf der ibW-Webseite in den Angeboten schmökern oder sich unter www.ibw.ch/infoabend für einen der bevorstehenden, unverbindlichen Infoanlässe registrieren.
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