von Lore Schmid, Inhaberin von Lingua Service Chur und Ausland- Projektleiterin «kv plus» und «KV4.0»
In der Lehre «kv plus» oder «KV4.0» absolvieren die Lernenden nach zwei Lehrjahren ein Zwischenjahr, in dem sie sich nicht nur sprachlich weiterbilden, sondern auch Reife, Selbstständigkeit und berufliche Erfahrungen gewinnen, um zukünftig in einem vernetzten und schnellem Wandel unterworfenen Arbeitsumfeld agieren zu können. Schweizweit einmalig durchbrechen zwei Berufsfachschulen mit diesen Programmen das starre Korsett der dreijährigen KV-Lehre.
Das vom KV Luzern initiierte Zwischenjahr findet in zwei verschiedenen europäischen Ländern statt. Es besteht die Wahl zwischen einem englischsprachigen, französisch- oder italienischsprachigen Land.
Die jeweils sechsmonatigen Arbeitspraktika werden von einem Teilzeitsprachkurs begleitet. Dieser soll – aufbauend auf das vorhandene Level – auf ein möglichst hohes Sprachdiplom vorbereiten. Doch die Lernenden entwickeln sich nicht nur sprachlich, durch die Arbeitserfahrungen im Ausland werden auch zentrale Handlungskompetenzen der beruflichen Grundbildung als Kauffrau/Kaufmann gefördert. Die Lernenden werden kommunikativer, offener und flexibler und können sich dadurch mit den verschiedenen Anspruchsgruppen – besonders mit Kunden – aktiver und eloquenter austauschen. Die Arbeitserfahrung in einem anderen betrieblichen, kulturellen und sprachlichen Kontext ist der ideale Nährboden für berufliche Kompetenzentwicklung. Davon zeugen die Aussagen der befragten Lernenden, Lehrbetriebe und Lehrpersonen.
Gemeinsam mit regionalen Ausbildungsbetrieben hat sich das Berufs- und Weiterbildungszentrum Wil-Uzwil mit den Anforderungen des Arbeitsplatzes der Zukunft auseinandergesetzt. Als Resultat ist das innovative Ausbildungsmodell «KV4.0» entstanden, welches den zukünftigen Ansprüchen des Arbeitsmarkts umfassend Rechnung trägt und aus vier Modulen besteht: Beim «Seitenwechsel» arbeiten die Lernenden während neun Wochen in einem anderen Berufsfeld und erhalten Einblick in eine unbekannte Branche, wo sie neue Aufgabenstellungen, Prozesse und Unternehmenskulturen kennenlernen.
Im «Praxisprojekt» geht es darum, im Team echte Problemstellungen aus der Praxis zu bearbeiten und Lösungsansätze/Konzepte zu präsentieren. Während des Praxisprojekts werden die Lernenden auch in Projektmanagement, Web-Design, Präsentationstechnik etc. geschult. Im Anschluss daran folgt ein viermonatiger Auslandaufenthalt mit Betriebspraktikum und Diplomsprachkurs. Eine Arbeitserfahrung in einer anderen Sprach- und Kulturregion während der Lehre ist mehr als eine Reise ins Ausland. Sie kann gar als vierter Lernort der beruflichen Grundbildung betrachtet werden, an dem spezifische berufliche und persönliche Kompetenzen noch zielgerichteter gefördert werden. Den Lernenden diese einmalige Zusatzausbildung zu bieten, lohnt sich nicht nur für die Lernenden selbst, sondern auch für den Lehrbetrieb. Nicht zuletzt verdeutlichen dies die Statements der Ausbildner und Ausbildnerinnen, die eine wesentlich vielseitigere und qualitativ höhere Einsatzmöglichkeit der Rückkehrer, der Rückkehrerinnen bestätigen.
Die beiden innovativen Projekte sind ein idealer komplementärer Baustein zur beruflichen Grundbildung. Die Teilnahme am Projekt steht allen KV-Lernenden in der Deutschschweiz offen. Voraussetzung ist der Einbezug des Lehrbetriebs sowie der Schulleitung. Neue Teilnehmende können von der langjährigen Erfahrung der beiden oben genannten Projektträger profitieren.
Die Projekte werden vom Schweizer Erasmus-plus-Programm finanziell gefördert und sollen die Schweizer Berufsbildung nachhaltig stärken und attraktiver machen.
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