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Menschen mit psychischen Behinderungen beim Eingliederungsprozess begleiten

Veröffentlicht am 27.03.2017
Mit psychischen Behinderungen im Eingliederungsprozess helfen - suedostschweizjobs.ch 1
Es ist der Wunsch vieler Menschen mit einer psychischen Behinderung, schnellstmöglichst in den Arbeitsprozess zurückzukehren. Ebenso gross ist aber auch ihre Angst vor diesem Schritt. In einem persönlichen Vertrauensverhältnis sollen Betroffene in diesem Eingliederungsprozess betreut werden. Dabei sind auch die Arbeitgebenden zu unterstützen.
Wie dringend möchten Sie arbeiten?» Diese Frage wurde 2007 im Kanton Baselland 166 psychisch behinderten Klinik- und Tagesklinikpatienten gestellt. Die Auswertung der Befragung ergab, dass 88 Prozent der Patienten wieder arbeiten wollten. 35 Prozent aller Befragten antworteten gar, dass sie unbedingt so schnell wie möglich wieder in die Berufswelt zurückkehren wollten.
Diese Befragung zeigte aber auch, dass viele Betroffene trotz des Wunsches, wieder arbeiten zu wollen, grosse Angst vor einer dauerhaften Arbeitsaufnahme haben.
 
Rasche Eingliederung bringt Vorteile
Diesen Spannungsbogen zwischen Wunsch und Angst gilt es bei der Wiedereingliederung von Arbeitssuchenden mit einer psychischen Behinderung beständig im Auge zu behalten – gerade weil viele Betroffenen schon jahrelang nicht mehr im Arbeitsprozess sind und/oder keine aktuellen Berufsqualifikationen vorweisen können.
Zahlreiche Studien belegen zudem, dass die beruflichen Wiedereingliederungen immer so rasch wie möglich durchgeführt werden sollen.
 
Rückschläge analysieren
Mit diesem Vorwissen wird in enger Zusammenarbeit mit den Betroffenen selbst, der IV und den behandelnden Ärzten ein bestmöglicher Eingliederungsplan erstellt. Am wichtigsten ist dabei die aktive Mitarbeit der Betroffenen – denn nur wer will, kann auch Ziele erreichen. Im Prozess des Wiedereinstiegs in bezahlte Arbeit kann es immer wieder zu Rückschlägen kommen. Diese sind dann zu analysieren und zu besprechen. Deshalb ist ein persönliches Vertrauensverhältnis zwischen einem Menschen mit einer psychischen Behinderung und einem Job-Coach wichtig. Schliesslich ist jede Zusammenarbeit, auch in einem beruflichen Umfeld, immer mit Gefühlen verbunden. Diese Erkenntnis der Normalität ist für viele Betroffene hilf- und lehrreich.
 
Die Eingliederung als Prozess
In einer ersten Phase wird mittels Belastungs- und Aufbautrainings das behutsame Heranführen an geeignete Arbeitsplätze trainiert. Dabei werden die Präsenzzeiten und Arbeitsleistungen kontinuierlich gesteigert und die Fortschritte mittels einer vorformulierten Zielvereinbarung kontrolliert. Die Trainings werden grossteils im geschützten Rahmen durchgeführt. In diesem Prozess werden die Stärken des Einzelnen gefördert und seine Schwächen minimiert. Im Anschluss daran wird ein passender Einsatz in der allgemeinen Wirtschaft organisiert. Idealerweise folgt nach Abschluss der zeitlich definierten Massnahme eine Festanstellung in demselben Betrieb.
 
Arbeitgebende sind zu unterstützen
Im Gegensatz zur herkömmlichen Stellenvermittlung werden im Prozess einer Wiedereingliederung die Bedürfnisse und Anforderungen der Arbeitgebenden ebenfalls unterstützt. Als hilfreich erweisen sich dabei Standortgespräche und die Bereitschaft, in Krisensituationen verfügbar zu sein. Dies kann telefonisch oder direkt vor Ort geschehen. Ebenso kann die IV Einarbeitungszuschüsse usw. gewähren. Die professionelle und persönliche Unterstützung fördert deshalb die Wiedereingliederung nachhaltig.
Weitere Informationen zum Thema sind auf der Website www.sva.gr.ch oder www.tscholl-integration.ch zu finden.
 
Bruno Tscholl ist Geschäftsleiter der Tscholl Integration GmbH sowie CAS Job Coaching SE HSLU, Trainer TEK nach Berking und Gewaltberater, bruno.tscholl@tscholl-integration.ch