Das A und O an einer Arbeitsstelle ist das Miteinander-sprechen-Können. Der Arbeitgeber muss sicher sein, dass der Angestellte Anweisungen versteht. Die Mitarbeitenden müssen ihre Informationen und Wünsche aber auch artikulieren können. Im Kanton Graubünden gibt es verschiedene Angebote für Deutschkurse, um Anderssprachige fit für den Arbeitsmarkt zu machen.
von Heinz Lorenz
Am Anfang aller Deutschkurse steht eine Abklärung der Vorkenntnisse der Kursteilnehmenden. Es gibt verschiedene Instrumente, um Lernwillige einzustufen. Dies geschieht nach dem «Gemeinsamen europäischen Referenzrahmen» (GER), der die Einstufungen A1, A2, B1, B2, C1 und C2 kennt. Geprüft werden die Kompetenzen inHören, Lesen, Sprechen und Schreiben – auch in der fremden Muttersprache. Wer Genaueres wissen möchte, findet unter http://www.europaeischer-referenzrahmen.de/ zusätzliche Informationen.
Deutschkurs-Angebot in Graubünden
Ziel der Einstufung ist es, möglichst homogene Deutschkurse zusammen-stellen zu können. Den Interessierten bieten sich Tages- und Abendkurse an. Für die Tageskurse (gedacht sind diese für noch nicht Arbeitende oder Mütter) wird eine Kinderbetreuung angeboten. So können Kursteilnehmende ungestört den Unterricht besuchen. Die Abendkurse beginnen erst am Abend, wenn die meisten Arbeitenden Feierabend haben.
Die Lehrenden besitzen fast immer ein Lehrerpatent und haben sich weitergebildet in der Erwachsenenbildung (SVEB 1, SVEB 2). Deutschkurse sind keine Moderationskurse, keine Töpfer- oder Kreativkurse. Deutschkurse sind harte Arbeit, mit Hausaufgaben, Prüfungen usw. und sind eine grosse Herausforderung für Lehrende und Lernende.
Fide-Kurse: Zukunft der Deutschkurse
Fide ist ein Konzept – erarbeitet vom Bund – zum effizienten Erwerb der vorherrschenden Sprache. Behörden, Kursanbietern und Sprachkursleitenden werden Instrumente und Materialien zur Verfügung gestellt (www.fide-info.ch). Die Besonderheit von Fide liegt in der Bedürfnisorientierung sowie in der Nähe zum schweizerischen Alltag. Anhand konkreter Szenarios aus dem Alltag soll die Sprache erlernt werden. Diese Vorgehensweise im Sprachunterricht ermöglicht es den Lehrenden, besser auf die Bedürfnisse und Fähigkeiten der einzelnen Kursgruppen einzugehen.
Inzwischen werden für die Kursleitenden Weiterbildungen im Fide-Konzept angeboten, und es wird nicht lange dauern, bis Auftraggeber von Deutschkursen voraussetzen, dass ein Kursanbieter fit im Fide-Konzept ist.
Telc-Zertifikat als Voraussetzung
Telc bietet Tests für alle Sprachniveaus einer Sprache an. Ein Telc-Prüfungscenter, von denen es in Graubünden zwei gibt, wird nach strengen Anforderungen zertifiziert. Die Anbieter dieser Kurse haben ihre Prüferlizenz immer wieder zu erneuern.
Die Telc-Zertifikate Deutsch A2 oder B1 sind für die meisten Arbeitgebenden unbedingte Voraussetzung, um Immi-grierende oder Flüchtlinge überhaupt in ein Praktikum aufzunehmen oder ihnen eine Arbeitsstelle anzubieten. Das ist auch richtig so, denn die meiste Arbeit ist Teamwork, und im Team muss kommuniziert werden können!
Probleme gibt es auch
In den Abendkursen für die Arbeitenden fehlt es manchmal an Durchhaltevermögen. Kurse werden ab und an «abgesessen», um den Besuch des Deutschkurses bestätigt zu bekommen. Manchmal fehlen schlichtweg auch die schulischen Voraussetzungen, um überhaupt einen Deutschkurs besuchen zu können. Diesen Personen werden Lesen und Schreiben für Zweitschriftlerner und niederschwellige Deutschkurse angeboten. Alle Beteiligten geben aber ihr Bestes!
Letztendlich findet das wirkungsvollste Training für Fremdsprachige im Zusammenleben mit Deutsch sprechenden Schweizern statt – denn jedes Gespräch unterstützt die Integration!
Heinz Lorenz ist Schulleiter der Lernforum Chur GmbH
Calandastrasse 38, 7000 Chur
Telefon 081 353 63 62
heinz.lorenz@lernforum.ch
www.lernforum.ch
Bildlegende: Alltagssituationen im Rollenspiel: Fremdsprachige Frauen üben Deutsch. Bild Archiv SO