Die Baby-Boomer sind in die Jahre gekommen und es stehen ihnen noch einige Berufsjahre bevor. Was tun, wenn in dem Lebensabschnitt die Kündigung kommt? Jobverlust ist ein Schock für jeden Arbeitnehmenden. Ratlosigkeit und emotionale Enttäuschung folgen darauf. Ist für ältere Arbeitnehmer der berufliche Wiedereinstieg schwieriger?
Mit 45, 50 oder mehr Jahren ist man weder alt noch wirklich jung. Eigentlich stehen noch gute, aktive Berufsjahre bevor und hinsichtlich der Rentendiskussion, könnte das Berufsleben bald bis 70 Jahre dauern. Es ist diese Generation der Baby-Boomer, die heute viele Berufsjahre und folglich Kenntnisse, Erfahrung und Lebenserfahrung zu bieten hat.
Einerseits ist ein Jobverlust ein radikales und emotional einschneidendes Ereignis. Andererseits kann der Jobverlust eine Chance für eine berufliche Neuorientierung sein. Ist die Veränderungsbereitschaft vorhanden (oder wieder hergestellt), können auch neue Wege beschritten werden. Und da sich die Bedürfnisse über die Lebensspanne verändern, wäre hier für ältere Berufspersonen der Moment für eine Standortbestimmung, um mögliche Veränderungswünsche zu entwickeln oder vorhandene Visionen umzusetzen.
Natürlich braucht es nicht einen Jobverlust als Anlass zur Selbstreflektion. Veränderungswünsche tauchen nach zahlreichen Berufsjahren meist von selbst auf. Eine Kündigung kann das häufige Dilemma zwischen schleichender Unzufriedenheit, zunehmendem Leistungsdruck oder bestehenden Veränderungswünschen gegenüber der Angst vor Neuem beziehungsweise dem Aufbruch in eine neue berufliche Aufgabe beenden.
Gegenüber jüngeren Berufspersonen, haben ältere Berufsleute durch jahrelange Berufs- und Lebenserfahrung in der Regel höhere Sozialkompetenzen, eine gewisse Gelassenheit und grosses Know-How in Problemsituationen entwickelt. Diese Kompetenzen sind nicht nur für die Selbstreflexion in der Veränderungssituation, sondern auch als Ressource in neuen beruflichen Aufgaben entscheidend.
Im Prozess der Neuorientierung ist es hilfreich die IST-Situation zu analysieren. Darin sollen möglichst alle Lebensaspekte einbezogen werden (Beruf, Familie, Finanzen, Gesundheit, u.a.). Es ist zu erwarten, dass durch die Selbstreflexion auch eine Selbsterkenntnis entsteht, worin nicht nur ein präzises Selbstbild vorhandener Stärken (und Schwächen) entsteht, sondern auch Wünsche und Visionen Platz haben, welche nachfolgend eigene Werte und Motive stärken und für die NEU- Positionierung im Arbeitsmarkt Mut und Energie geben.
Veränderung ist nicht jedermanns Sache und naturgemäss reduziert sich die Veränderungsbereitschaft mit zunehmendem Alter. Zudem kann dem Jobverlust ein belastender Konflikt oder eine schleichende Überforderung voraus gegangen sein. Auch eine unerwartete Kündigung reicht aus, um das Selbstvertrauen zu kippen, unermessliche Enttäuschung oder enorme Wut auszulösen. Unter diesen Voraussetzungen ist es ratsam, professionelle Unterstützung durch einen Coach und/oder einen erfahrenen Laufbahnberater in Anspruch zu nehmen. Die Probleme sind damit noch nicht vom Tisch, aber erfahrungsgemäss lassen sich diese schneller bewältigen.
Autor: Matthias, Schneider, Geschäftsführer / hr symbiont gmbh, Mitglied und Leiter der Arbeitsgruppe Forschung Schweiz von swiss assessment / Fachdozent der MKS AG, Kompetenzzentrum für Marketing und Management, Sargans