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Das Engagement von älteren Menschen für die Gesellschaft macht und gibt Sinn

Veröffentlicht am 02.11.2015
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Heutige Ältere sind meist (noch) gesund, aktiv und auch finanziell besser abgesichert als ihre Vorfahren. Für viele Grund genug, sich über zivilgesellschaftliche Projekte für die Allgemeinheit zu engagieren, Enkel zu hüten oder Verwandte zu pflegen. Wieder andere arbeiten als Senior Consultant oder Mentor in ihrem Betrieb weiter. In der gesellschaftspolitischen Diskussion darf der Wert dieser Engagements nicht ausgeblendet werden.
von Heidi Derungs-Brücker
 
Die Schweiz erfährt einen Prozess doppelter demografischer Alterung: Einerseits reduziert sich der Anteil jüngerer Menschen und andererseits steigt die Zahl der älteren und hochaltrigen Menschen an. Als Folge dieser Entwicklung steht auch die Forderung nach einer Erhöhung des Rentenalters zur Diskussion – einmal mehr. Finanzpolitisch ist dies sicher nachvollziehbar.
 
Es kommt auf die Perspektive an
So spricht man denn je nach Sichtweise von Überalterung, aber auch vom produktiven Alter. In der Altersphase 60+ können Menschen ein hohes Aktivitätsniveau halten, vorausgesetzt sie sind gesund, initiativ und innovativ. Es kommt auf die Perspektive an, wie man die Herausforderungen rund ums Älterwerden der Gesellschaft anschaut.
 
Im dritten Lebensalter weiterarbeiten
Etwa ein Fünftel der Beschäftigten sagte bei einer Befragung 2012, dass sie planen, länger als bis zum Alter 64 und 65 zu arbeiten. Dazu bräuchte es jedoch flexible Arbeits- und Zeitmodelle. Damit könnte die wertvolle Berufs- und Lebenserfahrung dieser Generation weiter genutzt werden. Die meisten arbeiten in Teilzeit weiter in Bereichen, wo entsprechendes Know-how gefragt ist, andere übernehmen im Betrieb Beratungsaufgaben, etwa als Senior Consultants oder Mentoren, wofür aktualisierte Kenntnisse und gute intergenerationelle Kommunikationsfähigkeiten gefragt sind. Ein Drittel der heutigen Rentner und Rentnerinnen erzielen auf diese Weise noch ein Erwerbseinkommen.
Wieder andere entscheiden sich für ein unbezahltes Engagement im Privaten oder für die Zivilgesellschaft: im Quartier, in Vereinen, für Organisationen.
 
Unbezahltes, privates Engagement

An einer Innovage-Tagung Mitte September bezifferte Jürg Krummenacher, Dozent an der Hochschule Luzern – Wirtschaft, den Wert der Freiwilligenarbeit: Wie er ausführte, wurden 2013 665 Mio. Stunden aufgewendet, davon 348 Mio. für informelle und 317 Mio. für institutionalisierte Freiwilligenarbeit. Dies entspricht einem Geldwert von mehr als 30 Mia. Franken! Junge Menschen können heute länger als früher von aktiven Grosseltern profitieren, welche für die Betreuung der Enkel eine wichtige Rolle spielen. Rund ein Viertel der Grosseltern mit Enkelkindern im Alter zwischen Null und zwölf Jahren kümmert sich regelmässig um Enkelkinder. Das macht und gibt Sinn. Zudem werden gemäss Schätzungen rund 80 Prozent aller pflegebedürftigen Personen von Angehörigen, meist Frauen, gepflegt. Der Zeitaufwand beläuft sich auf 186 Mio. Stunden. Das entspricht einem Geldwert von 6,4 Mia. Franken (rund zehn Prozent des Brutto-Inlandprodukts). Diese beeindruckenden Zahlen darf man in der gesellschaftspolitischen Diskussion nicht ausblenden.
 
Heidi Derungs-Brücker ist Mitglied des Netzwerks Innovage Graubünden
 
Bildlegende: Eine rüstige Grossmutter kümmert sich um ihre Enkel – eine wertvolle Tätigkeit.
Bild Keystone