Das Leben bringt jeden Tag neue Herausforderungen mit sich. Menschen haben die Wahl: entweder sich diesen zu stellen – was jedoch leichter gesagt als getan ist – oder man reagiert mit der Vogel-Strauss-Taktik.
von Margrit Bärtsch
Zugegeben, die Bewältigung von beruflichen oder privaten Herausforderungen ist nicht immer angenehm und häufig auch schmerzhaft. Ein Sprichwort besagt: «Aus Erfahrung wird man klug», dennoch sind es oftmals die schmerzhaften Erfahrungen und Fehler, solche, die man am eigenen Leib verspürt und durch die man nachhaltig lernt. Selbstverständlich sind damit die körperlichen und seelischen Langzeitbeeinträchtigungen ausgenommen.
Der Schmerz als Lehrmeister
Der Kontakt mit der heissen Herdplatte ist das Paradebeispiel. Trotz gut gemeinter Warnung der Mutter, die schon hundertmal vor dem Berühren der Herdplatte warnte, kann es das Kleinkind nicht bleiben lassen. Erst wenn es «passiert» und sich das Kind mit einer schmerzhaften Verbrennung beschäftigen muss, wird der Rat befolgt. Der Schmerz am eigenen Leibe ist der beste Lehrmeister. Das gleiche Muster funktioniert während des ganzen Lebens : in der Schule, im Militär, im Berufsleben, in der Partnerschaft – überall. Zur persönlichen Weiterentwicklung helfen selten Tipps und Ratschläge von anderen. Zur persönlichen Weiterentwicklung gehört Mut, sich einer neuen Herausforderung zu stellen und Fehler zuzulassen. In einer von Perfektionismus geprägten Berufswelt und in einer Gesellschaft, wo Fehler einem Versagen gleichgestellt werden, ist das leichter gesagt als getan. Dann kommt es auf den Typ Mensch an und wie er mit einer negativen Situation umgeht. Ein sensibler und erst recht ein hochsensibler Mensch hadert mit Fehlern länger als ein wenig empfindsamer Mensch. Hilfreich kann es allenfalls sein, eine Person seines Vertrauens beizuziehen.
Reflexion – eine mögliche Lösung
Den Kopf nicht gleich in den Sand zu stecken und der Vogel-Strauss-Taktik aus dem Weg zu gehen, ist schon ein erster Schritt zur Erkenntnis, Fehler machen zu dürfen und sich damit zu identifizieren. In einem nächsten Schritt ist genügend Zeit einzuräumen, um über den gemachten Fehler nachzudenken und diesen zu reflektieren. Die Situation wird aus einer distanzierten Sicht beurteilt und analysiert, warum denn der gemachte Fehler so schlimm war. Dabei soll eingesundes Mass an Selbstkritik einfliessen, obwohl nicht immer alle Situationen die zu Fehlern führen, beeinflussbar sind und Fehler gelegentlich einfach so passieren. Reflektion darf jedoch nicht zur Selbstzerfleischung werden.
Beim Fehlermachen sind Menschen aber in guter Gesellschaft. Das beweist eine der häufigsten menschlichen Reaktion, wenn jemand anderem ein Lapsus passiert: «Zum Glück passieren nicht nur mir Fehler.»
Irren ist menschlich
Zum Schluss ein tröstendes Zitat des Begründers der abendländischen Philosophie. Der Grieche Platon schreibt nämlich: «Der Fehler begleitet den Menschen.»
Über die Autorin: Margrit Bärtsch ist Organisationsberaterin/Coach (BSO) mit Spezialgebiet betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) und Inhaberin von Care Control an der Wiesentalstrasse 198, 7000 Chur, Telefon 081 252 41 61, margrit.baertsch@carecontrol.ch, www.carecontrol.ch.
Bildlegende: Auch der Vogel Strauss steckt den Kopf nicht immer in den Sand.
Bild Rolf Handke/Pixelio