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Die Potenziale im Alter werden (noch) nicht ausgeschöpft

Veröffentlicht am 27.04.2015
Die Potenziale im Alter werden nicht ausgeschöpft  - suedostschweizjobs.ch
Die Schweiz ist eine Gesellschaft des langen Lebens geworden. Länger arbeiten oder etwas Neues anfangen – sich beispielsweise für die Zivil-gesellschaft engagieren? Das Interesse an Älteren ist grösser geworden, trotzdem werden Potenziale und Ressourcen der pensionierten Menschen in Gesellschaft und Politik zu wenig wahrgenommen. Gefragt ist ein Perspektivenwechsel, der das Alter(n) als Chance erkennt.
von Heidi Derungs-Brücker
 
Die Reduktion des beruflichen Umfangs oder die Pensionierung stellt für viele Menschen eine Umbruchphase dar. Viele wollen einfach das Leben geniessen, auf Reisen gehen, die Grosskinder hüten und diese teilweise auf ihrem Lebensweg begleiten, usw. Andere fühlen sich noch fit und möchten sich Neuem zuwenden. Die «geschenkte» Zeit dieser Generation sei für die Gesellschaft die wichtigste Zukunftsressource, sagt zum Beispiel auch Altersforscher Paul Baltes.
 
Vielfalt an Talenten und Expertise
Eine andere Wissenschafterin, die emeritierte Professorin für Erziehungswissenschaft an der Universität Fribourg, Margrit Stamm, stellt in einer kürzlich erschienenen Studie zur Talent- und Expertiseentwicklung älterer Menschen fest, dass die Generation der Babyboomer über eine Vielfalt an Talenten und grossen Reichtum an Expertise verfüge, welche die Gesellschaft besser nutzen sollte. Erkenntnisse, welche die Gesellschaft und Politik jedoch viel zu wenig wahrnehmen würden.
 
Kompetente Generation
Viele ältere Menschen nehmen sich und ihre Generation als kompetent und wirkungsvoll wahr. Wer motiviert ist, aufgrund der gemachten Lebenserfahrungen einen Beitrag zur gesellschaftlichen Entwicklung leisten zu können, ist mehr denn je gefragt. Im Rahmen von Beratung, Mentoring, Coaching oder bei der Begleitung von Start-ups können viel Wissen und Erfahrung – gelegentlich oder auch für eine bestimmte Dauer – an die Jüngeren weitergegeben werden. Eine solche Möglichkeit bietet u. a. das Netzwerk von Innovage, das Fachleute verbindet, welche sich für Projekte der Zivilgesellschaft engagieren.
 
Fit und (hoffentlich) gesund bleiben
Gesundheit und Wohlbefinden haben einen positiven Einfluss auf die Talent-Expertise. Als besonders förderlich für die Zukunftsgestaltung erwiesen sich gemäss Studie das Modell des Weitermachens, des Nachholens – in einem oder mehreren Bereichen – sowie nachberufliches Engagements, sei dies im ehemaligen Betrieb oder als aktives Mitglied in Vereinen, Institutionen und Organisationen. Darum der Aufruf: Nutzen wir Ältere und Senioren diesen Zuwachs an gesunden Jahren selbstbestimmt als Chance für eine Neuausrichtung, für die Erhaltung der Leistungsfähigkeit und des Wohlergehens – zugunsten der ganzen Gesellschaft.
 
Gefragt ist ein Perspektivenwechsel
Nötig ist ein Perspektivenwechsel, der das Alter(n) nicht nur als negativ und als Kostenfaktor sieht, sondern als Chance in den Blick nimmt, um Potenziale und Expertisewissen in unterschiedlichen Bereichen zu erkennen und zu nutzen.
Vertiefte Informationen zur Studie «Talent Scout 60+» sind auf der Website www.margritstamm.ch/Forschung/Forschungsprojekte zu finden.

Über die Autorin: Heidi Derungs-Brücker ist Mitglied des Netzwerks Innovage-Graubünden. Innovage verbindet und vermittelt Fachleute an Non-Profit-Organisationen, die sich für Projekte der Zivilgesellschaft engagieren. www.innovage.ch.
 
Bildlegende: Wissen und Erfahrung weitergeben: Senioren besprechen ein Projekt.
Bild zVg