Im Vergleich zu anderen Ländern steht die Schweiz im Umgang mit Burn-out-Erkrankten recht gut da. Das zumindest sagt der erste OECD-Bericht zum Thema psychische Gesundheit und Beschäftigung von 2012. Dennoch fehlt es vielen Arbeitgebern an Informationen und Erfahrungen im Umgang mit Betroffenen.
von Mattias Grond
Ein Burn-out ist der unfreiwillige Beginn eines neuen Lebensabschnitts. Der erfolgreiche Weg zurück aus der Krise in den Arbeitsalltag erfordert eine Neuorientierung – für alle Beteiligten. Betroffene erleben auf ihrem Weg zurück oft diverse Ängste, die es zu verarbeiten gilt. Das können Existenzängste sein, aber auch Ängste wie mit der Arbeit nicht mehr klarzukommen, abgestempelt zu werden, vor unbekannten Reaktionen und viele mehr. Da es – trotz grosser Anstrengungen – oft nicht wie geplant oder gewünscht vorwärts geht, sind Rückschläge und Frust unvermeidbare Begleiter. Fokussiertes Konzentrieren auf neu Gelerntes ist in dieser Situation unabdingbar.
Was heisst das für die Arbeitgeber?
Die Unsicherheit bei den Arbeitgebern im Umgang mit Burn-out-Betroffenen ist oft sehr gross. Da sie nicht wissen, wie leistungsfähig und belastbar ein Arbeitnehmer ist, gleicht die Integration einem unkalkulierbaren Risiko. Mehraufwand und Geduld wären gefragt, doch genau an der notwendigen Zusatz-Zeit mangelt es in der heutigen Arbeitswelt. Eine Kündigung löst das Problem vordergründig, die tieferliegenden Ursachen werden jedoch ausgeblendet.
Was begünstigt den Wiedereinstieg?
Die Grundlage einer Erfolg versprechenden Zusammenarbeit ist eine offene Kommunikation. Erklärt sich ein Arbeitgeber bereit, einen Burn-out-Betroffenen anzustellen – es kann auch nur ein Arbeitsversuch sein –, sollte der Arbeitnehmer ehrlich und transparent über Gesundheits- und Gemütszustand sowie über seine Arbeit sprechen. Echter
Wille für die Tätigkeit, Interesse am Umfeld sowie Flexibilität im Tun begünstigen den erfolgreichen Wiedereinstieg.
Auch der Arbeitgeber – und vorallem die direkten Vorgesetzten – sollten ein ehrliches Interesse an der Heraus-
forderung haben und dem Betroffenen mit Vertrauen, Wertschätzung und Geduld begegnen. Hilfreich sind beispielsweise das gemeinsame Formulieren von Zielen sowie regelmässige Feedbacks über Arbeitsleistungen und Befindlichkeit. Klare Strukturen helfen den Betroffenen, sich besser zurechtzufinden.
Was behindert den Wiedereinstieg?
Den Wiedereinstieg belasten fehlende Informationen, Zeitdruck, Überforderung, Unehrlichkeit, unklare Strukturen oder auch nicht klar definierte Zielsetzungen. Vor diesem Hintergrund ist auch das nötige Vertrauen zwischen den Beteiligten nicht vorhanden.
Was tun, wenn es klemmt?
Weder Aufgeben noch in den Problemen steckenbleiben ist befriedigend. Vielmehr lohnt es sich, gemeinsam nach
Lösungen zu suchen. Auch hier ist eine offene Kommunikation wichtig. Fachliche Hilfe von aussen kann sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer unterstützen. Der Weg zurück in den Arbeitsprozess dauert oft lange – ist jedoch für alle Beteiligten möglich. Mit Erfolg.
Über den Autor: Mattias Grond ist als Coach, Supervisor und Organisationsberater BSO tätig. Er begleitet und berät Burn-out-Betroffene wie auch Arbeitgeber beim Wiedereinstieg in den Arbeitsprozess.
www.mattiasgrond.ch
Bildlegende:
Unter welchen Voraussetzungen gelingt die Eingliederung von Burn-out-Betroffenen in den Arbeitsprozess?
Bild Claudia Hautumm/pixelio.de