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Smart Learning: neue Technologien verändern Wissen und das Lernen

Veröffentlicht am 26.10.2015
Smart Learning und die neuen Technologien - südostschweizjobs.ch 1
Mit dem Siegeszug der modernen Technologien verändert sich auch die Wahrnehmung von Wissen und Lernen. Damit die neuen Technologien sinnvoll und erfolgreich eingesetzt werden können, braucht es jedoch ergänzende didaktische Konzepte und Werkzeuge. Das Blended Learning Center der Hochschule für Technik und Wirtschaft HTW Chur betreut die Online-Lernplattform und entwickelt solche Konzepte für die erfolgreiche Umsetzung.
von Christian Glahn
 
In letzter Zeit wird regelmässig über Massive Open Online Courses oder kurz MOOCs berichtet und als Revolution des Lernens gehandelt: Gemeinsam mit Hunderten und gelegentlich sogar Tausenden anderer erarbeitet man sich vor dem Bildschirm komplexe Inhalte. Deshalb wird oft die Frage gestellt, ob wir bald alle nur noch vor dem Bildschirm lernen? Die kurze Antwort ist immer: «Ja und die meisten tun das bereits.»
Durch die zur Verfügung stehenden Technologien verändert sich die Wahrnehmung von Wissen und Lernen. Früher wurde unter Lernen weitgehend das Einprägen von Fakten verstanden. Heute sind Fakten und Hintergründe fast immer, sofort und überall auf dem Smart Phone und anderen mobilen Technologien auf dem Bildschirm verfügbar. Dadurch verliert das Faktenwissen die zentrale Bedeutung für das Lernen, oder anders herum betrachtet, das Faktenwissen wird bereits heute intensiv über Bildschirme vermittelt. Das hat den Vorteil, dass mehr Raum für andere Wissensformen im Unterricht geschaffen wird. Dazu gehören beispielsweise kreative Problemlösungsstrategien. Der Einfluss der neuen Technologien auf unser Verständnis von Wissen verändert selbstverständlich auch, wie gelernt wird. Damit neue Technologien jedoch sinnvoll für das Lernen eingesetzt werden können, braucht es neuartige Unterrichtskonzepte und Werkzeuge. Diese Konzepte und Werkzeuge werden unter dem Begriff Smart Learning zusammengefasst. Smart Learning bezeichnet technologisch unterstützte, personalisierte und flexible Lernangebote, die sich zu einem Gesamterlebnis verbinden.
 
Lernen im Bus, im Zug, immer, überall

In einer kürzlich gemeinsam von der Hochschule für Technik und Wirtschaft HTW Chur und der Universität Zürich veröffentlichten Studie wurde ein Beispiel für Smart Learning untersucht. Dabei wurde eine Lernkarten-App in eine normale Universitätsvorlesung eingebettet. Die Studierenden haben dabei nach jedem Termin ergänzende Miniaufgaben erhalten, welche ihnen das Lernen zwischendurch ermöglichten. Die Studienteilnehmer haben die App zu einem Grossteil in ungewöhnlichen Lernsituationen, z. B. auf dem Bahnsteig, im Tram oder Bus verwendet. Die Lernergebnisse wurden zentral gesammelt und vom Professor gesichtet. Dieser hat auf der Grundlage der Leistungsdaten besonders schwierige Themen und Fragen beim nächsten Termin aufgegriffen und vertieft.
 
Smart Learning ergänzt den Unterricht
Die Studie hat weiterhin ergeben, dass etwa zwei Drittel der Studierenden regelmässig mehr als drei mobile Geräte verwenden. Die Frage: «Werden wir nur noch vor dem Bildschirm lernen?» müsste deshalb richtig formuliert lauten: «Vor wie vielen Bildschirmen werden wir in Zukunft lernen?» Smart Learning ersetzt den bekannten Unterricht jedoch nicht, sondern ergänzt diesen. Die Studienteilnehmer haben hierzu auch ein eindeutiges Signal gesendet: Auf der einen Seite bekräftigen sie die Verwendung mobiler Apps im Unterricht, auf der anderen Seite wollen sie nicht, dass mobile Apps die bestehenden Unterrichtskonzepte vollständig ablösen. Damit dieses möglich wird, benötigt es jedoch mehr als nur ein paar Apps, sondern auch die Integrationsmöglichkeiten, die es Lehrpersonen sowie Dozentinnen und Dozenten ermöglicht, die Lernprozesse zu begleiten.
               
Über den Autor: Christian Glahn ist der Leiter des Blended Learning Centers an der Hochschule für Technik und Wirtschaft HTW Chur.
 
Bildlegende: «Du kannst nicht verhindern, dass die Vögel der Besorgnis über deinen Kopf fliegen, aber du kannst verhindern, dass sie sich in deinem Kopf ein Nest bauen.» Chinesiche Weisheit.
Bild Archiv Keyston