Ist ein Arbeitsteam heillos zerstritten, hilft oft nur ein Teambildungsprozess unter professioneller Leitung. Teambildung kann jedoch schon früher und regelmässig gepflegt werden. Der genaue Nutzen hingegen ist kaum messbar.
Von Cornelius Raeber
Wenn Menschen zusammenarbeiten, kann es immer wieder zu Auseinandersetzungen und zu Streit kommen. Soweit kein gravierendes Problem, wenn das Team ansonsten funktioniert und es gelegentliche Ungereimtheiten und Missverständnisse wegstecken kann. Schlimmer, wenn Arbeitsgemeinschaften stark zerrüttet sind und sich die verfahrene Situation belastend – oder sogar lähmend – auf Team und Leistung auswirkt. Naheliegend, dass sich Führungsverantwortliche in solch misslichen Situationen überlegen, Hilfe von externen Spezialisten zu holen, um schwelende Konflikte konstruktiv zu lösen und die Zusammenarbeit unter den Arbeitskollegen zu verbessern. Mit Gesprächen und angepassten Massnahmen soll der Teamgeist gestärkt und schlussendlich auch die Arbeitseffizienz gesteigert werden.
Fünf Phasen der Teamentwicklung
Bei den Bemühungen der Coaches, eine Gruppe (wieder) funktionsfähig zu machen, kommt sehr oft das vom amerikanischen Psychologen Bruce Tuckman entwickelte Phasenmodell für Gruppenentwicklungen zum Einsatz. In einem ersten Schritt (Kontaktphase) sollen sich dabei die Teammitglieder besser kennenlernen und erste Ziele und Regeln definiert werden. Ziel der zweiten Phase (Konfliktphase) ist es, trotz Spannungen und Auseinandersetzungen erste Zeitpläne und Strukturen bezüglich der Arbeitsorganisation zu treffen. In einem dritten Schritt (Kontraktphase) sollen die Mitarbeiter ihre Rolle im Team besser finden, Gemeinschaftsgefühle entwickeln, nach eigenen Regeln stärker miteinander kooperieren und gegenseitige Akzeptanz aufbauen. Dank dieser Entwicklung soll sich auch die Arbeitsleistung des Teams wieder verbessern. In der vierten Phase (Kooperationsphase) orientiert sich die Arbeitsgruppe an gemeinsamen Zielen und arbeitet erfolgreich zusammen. Für Projektteams spielt allenfalls noch eine fünfte Phase (Reforming) eine Rolle. Dann nämlich, wenn eine Gruppe aufgelöst wird oder einzelne Mitglieder diese verlassen. Zum Abschluss des Prozesses soll nochmals ein Blick auf die getane Arbeit geworfen und sowohl positive wie auch negative Punkte dokumentiert werden.
Firmenevents gut planen
Aber der externe Coach, der ein zerstrittenes Team kitten muss, soll die Ausnahme bleiben. Viele Unternehmen setzen darum schon frühzeitig und regelmässig auf Teambildungsveranstaltungen – auch wenn sie sich damit «nur» für das Engagement ihrer Mitarbeiter bedanken wollen. Unter der Leitung eines Eventmanagers wird – vermeintlich nutzbringend – gekocht, gebaut, geklettert, gerudert oder sonst kreativ gewerkelt. Entsprechende Angebote von Eventagenturen sind vielfältig – aber nicht immer motivierend oder bei Mitarbeitern erwünscht. Vorgängige Abklärungen und Informationen über die Art des Events sind angebracht. Problematisch sind allenfalls gut gemeinte «Überraschungen» oder peinliche oder blossstellende Kinderspiele. Ebenfalls gut überlegen müssen sich Firmenchefs das gemeinsame Betreiben von Risikosportarten wie Fallschirmspringen oder auch nur ein Besuch im Hochseilpark. Die Gefahr ist nämlich gross, dass bei falscher Vorbereitung genau das Gegenteil von Teambildung erreicht wird. Schlussendlich soll sich ja die Investition in Teambildung lohnen, damit die Leistung des Teams grösser ist, als es die Summe der Leistung des Einzelnen ist – auch wenn das niemand genau beziffern kann.
Bildlegende: Riverrafting als Teambildungsmassnahme