Gut zuhören, genau nachfragen, Ruhe bewahren, Verantwortung übernehmen – das wäre wichtig. Denn vieles passiert heutzutage zu oberflächlich, zu vorschnell. Qualitäten wie Besonnenheit, eigenständiges Denken und eine hohe Konzentrationsfähigkeit zeichnen introvertierte Menschen aus.
Von Sina Bardill*
Introvertierte funktionieren anders als Extravertierte. Sie sind mehr nach innen als nach aussen gerichtet und brauchen nicht so viel Bestätigung und auch kein dauerhaft anregendes Umfeld, um sich entfalten zu können und ihre Qualitäten auszuspielen. Aus Ruhe, Rückzug und Konzentration schöpfen sie Kraft.
Das stille Drittel der Menschheit
25 bis 35 Prozent der Menschen (je nach Studie) gehören zu den stillen Menschen. Das sind viele! Trotzdem fühlen sich etliche Introvertierte wie von einem anderen Stern. Denn die westliche Gesellschaft hat sich, ausgehend von den USA, in den letzten Jahrzehnten stark in Richtung Extraversion entwickelt. Dies beginnt schon in der Schule, wo stilles Arbeiten einen immer schwereren Stand hat und Gruppenarbeit über alles geht. Im Berufsleben dominiert die Qualität Teamfähigkeit alles. Dabei wird Teamfähigkeit reduziert auf: sich ins Team einbringen, hinstehen und präsentieren können.
Falsche Gewichtung
Dieser Trend übersieht, dass ganz vieles an der Leistung Einzelner hängt. Wenn jede und jeder für seinen Bereich Verantwortung übernimmt, selbstständig denkt und sich nicht abhängig vom Gruppenkonsens macht, führt dies zu besseren Resultaten. Diversity Management geht davon aus, dass Teams besser arbeiten, wenn sie sich aus unterschiedlichen Menschen zusammensetzen. Frauen und Männer, jüngere und erfahrene Mitarbeitende und eben auch: die spontanen Drauflosplauderer und die stillen Nachdenklichen. Sie alle tragen Wesentliches zum Arbeitsprozess und zur Zusammenarbeit bei.
Ohne Introvertierte geht gar nichts
Weil Introvertierte sich nicht gern in den Vordergrund stellen, laufen sie Gefahr, übersehen zu werden. Ein Fehler, denn Introvertierte haben viel zu bieten! Substanz und Tiefe, Gründlichkeit und Verlässlichkeit, Ruhe und Gelassenheit auch in hektischen Situationen. Oft sehr viel Fachkompetenz und zentrale Elemente von Sozial- und Teamkompetenz: zuhören können, Empathiefähigkeit, Verlässlichkeit. So ergänzen sich Introvertierte und Extravertierte in Teams oft ideal – wenn beide den anderen Stil verstehen und respektieren. Introvertierte dürfen deshalb ruhig selbstbewusst für ihre Qualitäten einstehen.
* Sina Bardill ist Psychologin FSP und Supervisorin/Coach BSO. Sie arbeitet als Beraterin in eigener Praxis.Sie sind …
… introvertiert und möchten sich mit Ihren Stärken auseinandersetzen:
Impulsreferat:
Montag, 17. November 2014, 19.30 Uhr in Schaan (Stein Egerta)
Impulstag:
Samstag, 29. November 2014, in Chur mit Sina Bardill.
Nähere Informationen unter www.gestaltungs-raum.ch oder Telefon 081 651 50 43.
Sich mit seinen Stärken entfalten – wie die Mohnblüte.
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