Sexarbeit ist ein facettenreiches und aktuell sehr brisantes Thema. In der Schweiz arbeiten rund 20 000 Frauen als Sexarbeiterinnen. Ein grosser Teil von ihnen sind Migrantinnen. Transparente Rahmenbedingungen schützen vor deren Ausbeutung – und bedeuten ebenso Gesundheitsförderung.
Von Lisa Janisch*
Sexarbeit ist ein gesellschaftliches Thema, welches interessiert. Wollen die einen Sexarbeit total verbieten, fordern andere klar geregelte Rechte und Pflichten. In der zunehmend globalisierten Welt ist Sexarbeit eng mit Migration verknüpft. Bis heute ist die sogenannte Tänzerinnenbewilligung eine Möglichkeit für Frauen aus Drittstaaten, während acht Monaten in der Schweiz zu arbeiten. Ebenso können Frauen aus dem EU-Raum, im Rahmen der 90-Tage-Regelung, unselbstständig oder selbstständig in der Sexarbeit tätig sein.
Rechtliche Rahmenbedingungen
Sexarbeit ist ebenfalls Arbeit – wenn auch nicht wie jede andere. Jedenfalls gilt es, die Berufstätigen mit transparenten rechtlichen Rahmenbedingungen vor Ausbeutung zu schützen. Wichtig ist es, zwischen Sexarbeit und Menschenhandel zu differenzieren. Menschenhandel ist in allen Bereichen als schwere Menschenrechtsverletzung zu verfolgen. Gleichzeitig sollen Sexarbeiterinnen, welche aus freiem Willen tätig sind, in ihren Rechten gestärkt werden. Verbote kriminalisieren alle Sexarbeiterinnen – auch diejenigen, die ihre Tätigkeit freiwillig ausführen. Wobei freiwillig nicht mit gerne gleichzusetzen ist. Es gibt in anderen Berufen ebenfalls Leute, die ihre Arbeit nicht aus Berufung tun, sondern weil sie zu deren Existenzsicherung beiträgt. Die Situation von Sexarbeiterinnen wird sich nur nachhaltig verbessern, wenn sie ohne Hindernisse und vorurteilsfrei ihrer Arbeit nachgehen können. Wenn sie aussteigen möchten, und das ist das Ziel vieler Frauen, brauchen sie Zugang zu anderen Tätigkeiten. Diese Möglichkeit ist aufgrund der Stigmatisierung von Sexarbeiterinnen nicht immer gegeben.
Sicherheit am Arbeitsplatz
Wie in anderen Arbeitsfeldern auch, entscheiden die gesetzlichen Rahmenbedingungen sowie der wirtschaftliche Druck über die Sicherheit am Arbeitsplatz. Der Druck der Freier auf die Preise – und bezüglich ungeschützter Dienstleistungen – nimmt im Kontext von Verboten zu. Einige Frauen gehen darauf ein. Sie gefährden damit ihre eigene Gesundheit, und die freienden Männer gefährden sich und ihre Familien. Die beste Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz ist der Schutz der Frauen vor Abhängigkeit und Willkür.
* Lisa Janisch ist Geschäftsleiterin der Aids-Hilfe GR, www.aidshilfe-gr.ch
Aids-Hilfe GR bietet fachliche Beratung
Die Aids-Hilfe Graubünden berät und unterstützt Menschen mit HIV. Die Beratungsstelle bietet ebenfalls fachliche Begleitung von Unternehmen zum Thema HIV/Aids am Arbeitsplatz. Mit dem Angebot Apis, Aids-Prävention im Sexgewerbe,erreicht die Aids-Hilfe Sexarbeiterinnen an ihren unterschiedlichen Arbeitsorten.