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«Do less with more focus» - Konzentration kann glücklich machen

Veröffentlicht am 23.09.2022
«Do less with more focus» - Konzentration kann glücklich machen
Auch die Arbeitsqualität und die Performance profitieren: Um mit Kunden ein Problem zu besprechen, sie zu verstehen und gemeinsam Lösungswege zu entwickeln, braucht es Konzentrationsfähigkeit. Missverständnisse produzieren Mehrarbeit und schmälern die Kundenzufriedenheit.

von Sina Bardill, Psychologin FSP und Supervisorin/Coach BSO

Dasselbe gilt für die meisten anderen beruflichen Aufgaben: von der sorgfältigen handwerklichen Arbeit bis hin zu sehr abstrakten, zahlendominierten Aufgaben. Nicht bei allen Tätigkeiten wirkt es sich katastrophal aus, wenn sie unkonzentriert ausgeführt werden. Es geht nicht immer um Leben und Tod wie vielleicht bei Chirurgen oder beim Bedienen einer gefährlichen Maschine. Unsorgfältiges Arbeiten senkt aber immer die Produktivität, führt zu Leerläufen, Fehlern und im schlimmsten Fall zu Materialschäden und Unfällen. Was ist Konzentration? Konzentration ist Identifikation mit genau einer Tätigkeit: Das tun, was man tun will, genau jetzt – und nichts anderes. Der Fokus ist einzig darauf gerichtet. Tatsächlich kann nämlich das Gehirn bewusst nur wenige Informationen gleichzeitig verarbeiten – Ausser in sehr automatisierten Abläufen gelingt das vielzitierte «Multitasking» nicht, sondern produziert ein dauerhaftes Hin- und Herschalten des Gehirns. Dies ist anstrengend, führt zu stärkerer Ermüdung und erhöht die Fehleranfälligkeit. 

In einer Umgebung mit vielen Reizen wird eine solche Konzentration besonders anstrengend, weil diese ausgeblendet werden müssen. Die Hürde, wirklich ins konzentrierte Arbeiten zu kommen, und dabei zu bleiben, ist umso höher, je mehr Aussenreize gleichzeitig ignoriert werden müssen. Störungen durch Unterbrechungen, akustische Reize oder ablenkende Signale senken die Arbeitsqualität drastisch und verursachen unproduktiven Aufwand für das Gehirn. 

Die Aufmerksamkeitsspanne

Verschiedene Studien zeigen, dass sich die Aufmerksamkeitsspanne des modernen Menschen immer mehr verkürzt: Wenn andauernd viele Reize die Sinne überfluten, gewöhnen sich Personen immer mehr an ständigen, kurzen Wechsel des Aufmerksamkeitsfokus. Konstanz wird weniger geübt. Diese Fülle an Reizen produziert Stress. Das Wahrnehmungssystem wird durch Aus- und Umblenden dauergefordert. Dies ist einer der Gründe für die messbare Zunahme von Stress am Arbeitsplatz: Die letzten veröffentlichten Zahlen des schweizerischen Job-Stress-Index (Universität Bern) zeigen bei schweizerischen Arbeitstätigen eine emotionale Erschöpfungsrate von über 30%. Bald ein Drittel aller Arbeitnehmenden leidet an ihren Arbeitsbedingungen. 

Schutz vor Ablenkung

«Do less with more focus» ist ein Rat aus der Achtsamkeitspraxis. Die Umsetzung besteht aus zweierlei: Erstens Reizreduktion: Berieselung von Newsportalen und Chatmedien stoppen – gezielt offline sein. Akustische Ablenkung wenn möglich reduzieren. Das kann in einem Grossraumbüro auch heissen: mit Kopfhörer arbeiten. Oder im Einzelbüro: die Bürotüre zeitweise schliessen, um sich fokussieren zu können. Die Mails nur zweimal am Tag lesen oder Telefonate in den eher unproduktiven Zeiten vor dem Mittagessen und nahe dem Feierabend entgegen-zunehmen und zu führen. 

Das Zweite ist die Haltungsänderung: Sich davon befreien, alles in Jetzt-Zeit mitbekommen zu müssen. Sich dafür entscheiden, auf genau etwas zu fokussieren und akzeptieren, dass die Welt sich auch ohne einen weiterdreht. Eine konzentrierte Arbeitsweise führt dann nicht nur zu besseren Arbeitsergebnissen. Konzentration kann glücklich machen, in einem ganzheitlichen Aufgehen in der eigenen Schaffenskraft. Im besten Fall taucht man ganz ein in den  gegenwärtigen Moment und in ein Flow-Erleben. 

www.gestaltungs-raum.ch

Bild: zVg