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Menschen mit HIV kann man entspannt begegnen – auch im Beruf

Veröffentlicht am 28.11.2022
HIV-Betroffene erleben auch heute noch Diskriminierung im Gesundheitswesen.
Es leben in der Schweiz etwa 17 000 Menschen mit HIV – jährlich erfahren 300-400 Personen in unterschiedlichem Alter neu von ihrer Infektion. Die meisten von ihnen sind berufstätig und stehen mitten im Leben. 

von Judita Arenas, Geschäftsleiterin der Aidshilfe Graubünden

Seit nun 41 Jahren kennt man das HI-Virus, welches nach wie vor Aids auslösen kann. Glücklicherweise kommt das im europäischen Raum nicht mehr so häufig vor, da Medikamente bekannt und die Zugänge zu ihnen gesichert sind. 

Jahrelanger Kampf gegen das Stigma

Trotz dem medizinischen Fortschritt erleben Betroffene im beruflichen Kontext auch heute noch Diskriminierungen – vor allem im Gesundheitswesen. Am Anfang von Ausgrenzung und Benachteiligungen stehen häufig falsche Auffassungen, Fehlinformationen und Vorurteile gegenüber der chronischen, aber gut behandelbaren HIV-Erkrankung. Die Gründe der Verurteilung sind verschieden und bis heute wird die HIV-Infektion moralisch abgewertet. Diese Stigmatisierung kann dazu führen, dass Personen psychische Belastung erleben und sich Personengruppen weniger testen lassen. 

Datenschutz und Schweigepflicht

Datenschutz und Schweigepflicht gelten auch bei HIV. Betroffene müssen ihre Diagnose nicht bei der Arbeit offenlegen. Falls sie sich aber doch dazu entscheiden, gilt hier die Schweigepflicht: Eine HIV-Infektion ist eine vertrauliche Information, die unter keinen Umständen weitergegeben werden darf – ausser mit einer gerichtlichen Aufforderung. Ein ungewolltes Offenlegen einer HIV-Infektion kann schwerwiegende Folgen für die Betroffenen und ihr Umfeld haben. Auch rechtliche Konsequenzen können bei Verletzungen des Persönlichkeits- und Datenschutzes folgen. Des Weiteren darf beim Bewerbungsverfahren die Frage nach dem HIV-Status nicht gestellt werden – falls sie doch gestellt wird, dürfen Bewerbende verneinen oder lügen. 

Pflegepersonal in Kontakt mit HIV

Die diesjährige Kampagne der Aids-Hilfe Schweiz zum Welt-Aids-Tag richtet sich an all die Menschen, die in der Pflege tätig sind. Trotz der guten Behandlungsmöglichkeiten sind Menschen mit HIV im Spital anzutreffen – manchmal auch stationär – und im Alter sind sie auf Hilfe durch Pflegende angewiesen (wie es auch bei anderen betagten Personen der Fall ist). Entgegen der – enorm schädlichen – Vorurteile, gibt es keinerlei Gründe, weshalb die Hygienevorschriften und Arbeitsprozesse im Falle einer HIV-Infektion angepasst werden müssten.

Medizinisches Fachpersonal, welches selbst mit dem HI-Virus lebt, erlebt ebenso immer wieder Unsicherheiten am Arbeitsplatz. In solchen Situationen ist Aufklärungsarbeit der Spital- und Heimleitung nötig. Nur durch Aufklärung und Sensibilisierung können Missverständnisse und Diskriminierung von Betroffenen verhindert werden. 

Falsche und veraltete Informationen

Um an Sicherheit im Umgang mit HIV-Patienten zu gewinnen, muss das Personal im Gesundheitswesen intensiv geschult werden. Veraltete und grundsätzlich falsche Informationen zirkulieren auch heute noch und führen zu Unsicherheiten. So ist bei erfolgreicher Therapie eine Übertragung des Virus nicht mehr möglich – auch nicht sexuell oder bei Nadelstichverletzungen. Werden Personen bei einem Unfall dennoch dem Virus exponiert, haben sie die Möglichkeit zur Sofortmassnahme: Durch die rechtzeitige Einnahme der Post-Expositions-Prophylaxe ist das Risiko einer Ansteckung praktisch null. 

Arbeitnehmende mit HIV-Infektion

Eine HIV-Infektion hat grundsätzlich keinen grossen Einfluss auf die Arbeitsfähigkeit. So fallen Betroffene nicht öfters krankheitsbedingt aus als ihre Kolleginnen und Kollegen und die regelmässigen ärztlichen Kontrollen stellen auch keine Hindernisse dar, denn diese müssen nicht immer in die reguläre Arbeitszeit gelegt werden. So stellt die Anstellung einer Person mit HIV für Arbeitgeber kein Risiko dar – weder aus gesundheitlicher noch wirtschaftlicher Sicht. 
 

Aidshilfe Graubünden

Die Aidshilfe Graubünden ist die kantonale Fachstelle für Gesundheitsförderung, Prävention und Beratung im Bereich HIV, Aids und anderen sexuell übertragbaren Infektionen. Die AHGR leistet Präventionseinsätze und veranstaltet Infoveranstaltungen für Betroffene und Interessierte.  

Am 1. Dezember 2022 (Welt-Aids-Tag) findet in der Stadtbibliothek Chur ab 19.30 Uhr eine Informationsveranstaltung zum Thema «Diskriminierung im Gesundheitswesen» statt. Der Eintritt ist frei und steht für alle Interessierten offen. 

www.ahgr.ch
Telefon 081 252 49 00 
 

Bild: Freepik.com