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Der Chef nennt sich jetzt Petra

Veröffentlicht am 01.05.2015
Chef Mann oder Frau - Geschlechtsanpassung - suedostschweizjobs.ch
Peter, der Chef, erklärt dem Team, dass er sich entschieden habe, seine äussere Erscheinung und seinen Körper seinem inneren Geschlecht anzugleichen. Sein Aussehen würde er dem inneren Empfinden anpassen und in Zukunft gerne als Petra angesprochen werden. Eine passende Garderobe habe sie sich bereits gekauft. Ansonsten würde sie ihre Leitungsaufgabe wie gewohnt wahrnehmen.
Von Christian Conrad

In der Schweiz geht man von rund 40 000 Transmenschen aus. Das sind Menschen, bei denen das biologisch sichtbare Geschlecht nicht mit der Geschlechtsidentität übereinstimmt. Diese Menschen wählen individuelle Strategien, um die unterschiedlichen Aspekte zusammenzubringen. Dabei kann – muss aber nicht – der Körper mittels Hormonen und Operationen an die Geschlechtsidentität angepasst werden.

Menschen wie du und ich
Transmenschen sind so vielfältig wie Menschen eben sind. Sie haben verschiedene Ausbildungen, Arbeitsplätze, Hobbys, Vorlieben und Fähigkeiten. Sie sind Singles, Familienmenschen und leben Liebesbeziehungen mit Frauen oder Männern. Ausser im amtlichen Verkehr darf der passende, selbst gewählte Name benutzt werden, und es ist erlaubt, die Kleidung zu tragen, die einer Person entspricht. Dies unabhängig von Änderungen der amtlichen Dokumente und unabhängig davon, ob eine Transfrau oder ein Transmann Hormone nimmt oder geschlechtsangleichende Operationen machen liess. Wichtig für die Betroffenen ist, dass ihre Geschlechtsidentität öffentlich und rechtlich akzeptiert wird. Dazu braucht es neben Gesetzesänderungen die Akzeptanz in der Familie, im Freundeskreis, im Arbeitsbereich, beim Wohnen und im alltäglichen Zusammenleben.

Coming-out und Akzeptanz im Beruf
Eine 2012 erschienene Studie zeigt, dass etwa die Hälfte der befragten Transmenschen
von ihren Arbeitgebenden unterstützt wurden. Jede und jeder Zweite hingegen hat in der Phase des Comingouts oder während der Transition den Arbeitsplatz unfreiwillig verloren. Gründe waren Inakzeptanz von Transmenschen, Mobbing sowie Unwissen über Transidentität.

Der Umgang mit Transmenschen
Die korrekte Anrede ist eine Frage des Respekts. Transmenschen werden in dem Geschlecht angesprochen, welches sie leben wollen beziehungsweise bereits leben. Dies gilt immer und unabhängig von rechtlichen oder medizinischen Änderungen, es sei denn, die jeweilige Person wünscht explizit etwas anderes. Auch Transmenschen haben ein Recht auf Intimsphäre. Ihnen Fragen über ihr Trans-Sein, ihre Genitalien oder medizinische Behandlungen zu stellen, ist unangebracht. Nur die Transperson selbst entscheidet, wer wissen darf, dass sie trans ist. Falls Sie erfahren, dass eine Person trans ist, gehen Sie vertraulich mit dieser Information um.

Über den Autor: Christian Conrad ist Bereichsleiter Lesbian, Gay, Bi, Transgender und Intersexuell (LGBTI* – der Stern steht für Menschen) bei der Aids-Hilfe GR.