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Blended und E-Learning: Hat traditioneller Schulunterricht ausgedient?

Veröffentlicht am 09.07.2018
Blended und E-Learning: Hat traditioneller Schulunterricht ausgedient?
E-Learning wird schon seit einiger Zeit als die Zukunft des Lernens gepriesen. Allerdings erreicht diese Lernform in Wirklichkeit bei Weitem nicht die gleiche Bedeutung wie das Lernen in Präsenzform. Aus diesem Grund wurde der Blended-Learning-Ansatz weiterentwickelt. So wechseln sich heute Fernlernphasen (Selbststudium) und Präsenzphasen ab. Das zu Hause Gelernte wird gemeinsam im Unterricht anhand von Beispielen vertieft. 
von Michael Meier
 
Die rasante Entwicklung von E-Learning beziehungsweise Blended Learning ermöglicht völlig neue Ansätze des Unterrichts. Mittlerweile ist es problemlos möglich, auch anspruchsvolle Lehrgänge völlig online und von zu Hause aus zu machen. Wollen wir das wirklich? Der Mensch ist doch ein soziales Wesen, das gerne in Gesellschaft unterwegs ist, um sich austauschen zu können. Bringen Lernwillige die Selbstdisziplin auf, sich über mehrere Jahre hinweg wöchentlich zwei- bis dreimal einzuigeln, um alleine zu lernen?
Die Statistik lässt aufhorchen: Lediglich zehn Prozent der Studierenden, die sich für einen Onlinekurs angemeldet haben, schliessen diesen auch tatsächlich ab. Der soziale Austausch und ein gewisser Gruppendruck scheinen beim Präsenzunterricht doch seine Wirkung zu entfalten.
 
Prüfungserfolg dank Präsenzzeit
Gewisse Schulen werben derzeit damit, dass mit E-Learning ein völlig neues Lernen möglich sei: Das Lerntempo könne individuell bestimmt werden, (Prüfungs-)Wiederholungen seien beliebig oft möglich und lernen sei unabhängig von Zeit und Ort möglich.
Alles korrekt und trotzdem: Langjährige Erfahrungen renommierter Bildungsanbieter zeigen auf, dass E-Learning in unseren Breitengraden noch zahlreiche Hürden zu überwinden hat. Die Studierenden schätzen, dass sie dank eines klaren Arbeits- und Lernplans quasi «gezwungen» werden, sich an eine bestimmte Struktur zu halten. Auch wenn die Aufnahmefähigkeit im Unterricht nicht immer gleich ist: In der Praxis zeigt sich ein grosser Zusammenhang zwischen Unterrichtspräsenz und Prüfungserfolg.
 
Austausch rund um die Uhr
Bildungsverantwortliche renommierter Höherer Fachschulen betonen, dass die Studierenden, insbesondere des Lehrgangs «dipl. Betriebswirtschafter/-in HF», wiederholt betonen, dass sie den persönlichen Kontakt zu den Mitstudierenden und den regelmässigen Austausch mit den Dozierenden sehr schätzen. Das didaktische Konzept dieser Schulen baut auf selbstständige Unterrichtsvorbereitung auf, um dann im Unterricht das Thema zu vertiefen und mittels Zusatzaufgaben den Transfer in den Berufsalltag zu garantieren. Selbstverständlich arbeiten die Studierenden dabei mit modernsten Onlinelehr- und -lernmitteln und können sich jederzeit mit den Fachexperten oder über die Lernmanagementplattform der Schule austauschen – auch ausserhalb der Unterrichtszeit.
 
Bewährtes mit Neuem vernetzen
«Kein Programm kann eine gute Unterrichtsperson ersetzen», liess sich Margrit Stamm, Professorin für Erziehungswissenschaften kürzlich von SRF News zitieren. Das Lernmotto lautet daher: Traditionell bewährte Unterrichtsformen mit modernen neuen Lernmethoden und -plattformen handlungsorientiert vernetzen.
 
Michael Meier ist Schulleiter «Wirtschaft» an der IbW Höhere Fachschule Südostschweiz,
Gürtelstrasse 48, Chur, Telefon +41 81 403 33 19, http://www.ibw.ch
 
Bildlegende: Verschiedene Lernformen vernetzen und deren Vorteile multiplizieren.        Bild zVg, IBW